Im Juli heisst es für viele Fans des
Mittelalters eine ganze Woche Urlaub zu nehmen, um in Bückeburg zwei Tage auf dem
MPS zu hausen oder zumindest davor zu campen und zwei Wochenenden voller Trubel, Met, Bier, Tanz, Musik und vielem mehr zu genießen. Aufgrund überschneidender Veranstaltungen konnte ich nicht zum
Bückeburg I fahren doch zu
Bückeburg II schaffte ich es knapp mit meiner Besten.
Was vom 20.-21. Juli in Bückeburg passierte? Eines der größten Piratenabenteuer, was man sich auf einem MPS wohl vorstellen kann! Doch wieso eigentlich Piraten? Damit ihr mehr Abwechslung bekommt! Denn neben meiner Sicht und der meines Mittelaltercharakters Yledia von Staffelstein kommt ihr heute in den Genuss eines Gastartikels der lagerlosen und freien Piratin Ivy Banana. Wenn man mich nicht im Piratenoutfit anfindet, kann mein Outfit auch komplett aus Banana-Apparel bestehen. Dann muss ich mich aber von der Monkey Crew fernhalten, ein Haufen Affen und eine Banane – das kann ja nur schief gehen.
Das Bückeburger MPS war ja schon immer von Problemen umgeben. Nachdem ein Anwohner in Bückeburg sich es zur Lebensaufgabe gemacht hat, das MPS in Bückeburg aus der Stadt zu verbannen, sah es dieses Jahr auch nicht gut aus mit Parkplätzen und genug Platz für die Wochencamper, sodass im Vornherein ursprünglich jeglicher Sonnenschutz wie Pavillons, Sonnensegel und alle Autos, die nicht als Campingfahrzeuge im Fahrzeugschein standen, von der Campside verbannt werden sollten.
Quasi im Allerletzten Moment, bevor das Bückeburg 1 gestartet ist, konnte dieses Problem aus der Welt geschaffen werden und mit einer riesigen Campside den Wochencampern alles erlauben, was das Herz verlangt (inklusive Auslauffläche für die Prinzessin, schließlich muss die sich ja auch mal die Beine vertreten). Auch für die nächsten Jahre ist die Zukunft des MPS Bückeburg gesichert. Das Volk jubelt!
So sprach dann nichts mehr gegen ein vergnügtes Wochenende. Nachdem wir um kurz nach 7 alle Mitfahrer in Hamburg eingesammelt haben, ging es mit viel guter Musik in Richtung Bückeburg. Seines Zeichens die letzte Stadt in Niedersachsen, bevor es in NRW mit Ostwestfalen weitergeht. Die Fahrt ging zügig und flott, die Rückbank friedlich schlummernd, die Front am fahren und Fahrer unterhalten. Da ich letzte Woche bereits das Gelände erkundet und die besten Plätze zum Plündern und trinken ausgekundschaftet hatte, waren auch die leicht verwirrenden Schilder, die zur 1 und 2 Wochencampside geleitet haben, kein Problem. Die Campside am Tierheim für die 2 Wochencamper war schön weitläufig, nur das frisch geerntete Feld mag für manche Barfu0läufer etwas in den Füßen gepiekt haben. Wie gewohnt mit stets sauberen Toiletten. Da vergisst man tatsächlich auf manch anderen Festivals sein eigenes Toilettenpapier, weil man derart von Knollmann auf dem MPS verwöhnt wird. Chapeu! Da gibt’s des deutschen höchsten Lobes Kann man nicht meckern.
Nachdem ich lagerlose Piratin meine Koje im Wolfsrudel Camp auf der 2 Wochen Campside aufgebaut habe, traf ich Dely bei der Morgenmesse wieder. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, den ersten Rum des Tages zu genießen, während Bruder Rectus, der hässliche Hans und der Tod in den Tag einstimmten, die Bühnen per Sensen-Kompass anzeigten und mal wieder viel zu viele Kinder in der Runde der Beerenweine-Ritter neue Trinker, die 50 Beerenweine Münzen gesammelt hatten (wohlgemerkt Gegenwert pro Münze ~ 20 €!) zu Rittern schlugen. Schon beim ersten BüBu Wochenende endete das in einer Art Massenabfertigung.
Bei ebendieser Morgenmesse traf ich auch auf den ersten Affen der Monkey Crew des Wochenendes. Wo die Liebe so hinfällt, hat Sven der ehemaligen Schwester Karma, nun auch bekannt als Lena Labskaus einen offiziellen Heiratsantrag gemacht. Gerade war Bruder Rectus bereit, nach über einem Jahr der heimlichen Liebe zwischen Nonne und Pirat seinen Segen zu erteilen, kamen alle leichten Mädchen des MPS’s angerannt und entlarvten Sven – teils im Beisein seiner „Kinder“ – des Ehebrechens. Darauf konnte das Volk natürlich nur ein Urteil fällen. TEEREN! FEDERN! Doch auch jede Sünde muss vergeben werden, so wurde mit dem Bruderkuss der erste Tag des Wochenendes offiziell eröffnet.
Nach genauer Analyse des Spielplans haben Dely und ich uns für Fiddler‘s Green und Feuerschwanz verabredet. Während es für die edle Dame zum Markttanz ging, habe ich mich Richtung Piratenbühne begeben um bei Mr. Hurley und Pat Razkat abzufeiern. Erfreulicherweise waren auch trotz der frühen Uhrzeit bereits Freunde des Wolfsrudels auf dem Platz.
Nachdem das erste Wochenende zwar etwas feucht, aber durchaus erträglich war, gab es bei Bückeburg 2 etwas mehr Grund zu Sorge, spätestens als bei Pat Razket gegen 15 Uhr die Wolken immer dunkler wurden und der Drache Daselbst mit dem Fahrrad zur Bühne gefahren kam und eine amtliche Unwetterwarnung durchgab. Der Warnung, dass wir uns ins Mausoleum oder unter die riesigen Zelte zurückziehen, sind nur wenige gefolgt. Der restliche harte Kern tanzte weiter, als es anfing wie aus Eimern zu schütten. In kürzester Zeit waren wir komplett durchnässt, aber da es dann eh egal war, wurde weitergetanzt als ob es kein Morgen gäbe. Ich habe schon viele feuchte Konzerte erlebt, aber um ehrlich zu sein war das eine der ausgelassensten und schönsten Erfahrungen der letzten Jahre. Vor anderen Bühnen war es gerüchteweise etwas leerer. Schade für die jeweiligen Bands!
Der Auftritt von Heavysaurus hat sich entsprechend auch nach hinten geschoben. Wir Erwachsenen können ja hart sein und im Regen tanzen wie wir wollen, aber für eine Band, die auf Kinder ausgelegt ist, war dieser Schritt durchaus verständlich. Als es sich dann ausgeregnet hatte, konnte es auch mit Gisi’s diesjähriger Lieblingsband weitergehen. Die Kleinen nach Vorn, die Großen nach Hinten. Wie immer hat der hervorragend geklappt und unter dem verwirrt-erstaunten Blick einiger „neuen“ Besuchen wurde getanzt, gelacht und mitgesungen. Mich erinnert die Band von den Texten und dem Gesang an frühere Animehits. Außerdem können die Musiker mit ihren anderen Projekten durchaus Erfahrung im professionellen Metalbereich aufwarten. So ist Riffi Raffi (der Gitarrist – Christof Leim) normalerweise bei MOTORJESUS und „The New Black“, der Schlagzeuger Komppi Momppi (Philipp Klinger) ist ebenfalls bei „The New Black“ unterwegs. Apropos Dinos. Aus dem nahen Dinopark (Das Freilichtmuseum Münchenhagen) wurden ein paar der Skulpturen für die 2 Wochen nach Bückeburg verfrachtet. Auch wenn es durchaus Kritik über diese vermeintlich unpassende Kombination gab, konnte die Kulisse sich durchaus sehen lassen.
Durch den verzögerten Beginn war am Samstag leider kein Heavysaurus-Tag und die Hea vysaurus-Ultrarrs, seines Zeichens der Fanclub der „großen Kinder“ von Heavysaurus mussten mit der Polonäse bis zum zweiten Tag warten. Dort staunte dann manch einer nicht schlecht, als auch Alea, der Sänger von Saltatio Mortis, sich durchaus textsicher in die Polonäse mit einfügte. Mancher Musiker ist halt im tiefsten Herzen auch einfach nur Fan.
Den zweiten Regenschauer gab es dann circa eine halbe Stunde vor Konzert von Fiddler‘s Green. Und als man schon dachte, noch stärker kann der Regen ja nicht werden, wurde man eines besseren belehrt. Doch, es ging.
Haben zu Beginn noch viele Leute das Konzert vom riesigen überdachten Zelt aus beobachtet, tanzten einige Bekloppte im Regen (nass war man ja eh noch) und als passend zu einer Ballade der Regen nachließ, wurden es immer mehr, bis der Platz vor der eher kleinen Festivalbühne gut gefüllt war. Bei der bekannten „Wall of Folk“ wurde das Publikum wie immer dazu aufgefordert, lieb und nett die (dieses Mal sehr nassen) Leiber aneinander vorbeizuschieben. Da meine eigenen feuchten Klamotten mir dieses Mal völlig ausreichten, verzichtete ich auf das Vergnügen und tanzte mit Dely fröhlich hinter der Menge. Vor Feuerschwanz musste ich dann doch meinen dicken Wollmantel aus dem Camp holen, den ich dort gelassen hatte, weil es früh noch, ich zitiere „viel zu warm“ war.
Pünktlich zu Konzertbeginn hatte ich es wieder vor die Bühne geschafft und Dely am vereinbarten Treffpunkt finden können. Bei der langsam einsetzenden Feuchtigkeit hat Feuerschwanz ein Feuerwerk an alten und neuen Songs geboten. Inklusive eines Medleys aus „Met und Miezen“ und „Wir lieben Dudelsack“, ein Lied, was ich persönlich ziemlich großartig finde und sehr schade finde, dass es nur so selten gespielt wird. Das war auf jeden Fall ein Highlight. Wo Licht ist, gibt es allerdings auch Schatten und so wurde mit einem Gummiboot ein Fan von Feuerschwanz zum Crowdsurfen geschickt. Besagter Fan hatte es leider nicht so mit festhalten und so kam es, wie es kommen musste Sie stürzte mitsamt Boot ab. Das kann ja durchaus mal passieren, aber als Band bekommt man das von der Bühne aus mit und kann sich nach dem Lied auch erkundigen, ob alles in Ordnung ist. Zum Glück war keiner ernsthaft verletzt. Als es bei „Schubsetanz“ dann durchaus zu kleineren Verletzungen kam, war Feuerschwanz etwas aufmerksamer und haben nachgefragt bzw. die freundlichen Menschen vom Sanitätsdienst zur Bühne kommen lassen. Gleich gebessert während des Konzertverlaufs.
So war der erste Tag dann schon vorbei und nach einem kurzen Geplauder am Merchandise und ein paar ruhigen Stunden am Lager ging es Richtung Koje, schließlich wartete am nächsten Tag noch viel mehr Spaß.
Der zweite Tag begann unspektakulärer als der erste. Nachdem die Sonne einen viel zu früh aus der Koje geworfen hat, war es Zeit die sieben Sachen wieder zusammen zu sammeln, schließlich ging es am Abend wieder zurück. Nach etwas Piratenmakeup ging es zur Morgenmesse auf den Platz, an der dieses Mal nur eine tapfere Säuferin zum Beerenweine Ritter geschlagen wurde, dafür aber dieses Mal drei Menschen geteert und gefedert wurden. Nur kurz dazu auf dem Lagerparkplatz parken ohne Zettel mit den notwendigen Informationen drin, kann im Eifer des Gefechts passieren. Sich aber im Suff am Vorabend ein Taxi zum Zuber bestellen, weil man das Auto auf dem Lagerplatz ja nicht mehr bewegen darf… und aufgrund von Alkoholkonsum wohl auch nicht mehr sollte – einfach von Grund auf schon eine bescheuerte Idee. Dann für die Morgenmesse derart vorbereitet zu sein, dass man eine Shorts trägt, auf der „Eigentum von Bruder Rectus“ steht, macht darauf eine epische Geschichte. So ging es mit viel Gelächter und guter Laune in den Tag, der definitiv mit besserem Wetter aufwarten konnte.
Nach dem ersten Konzert von Mr. Hurley & Die Pulveraffen ging es auch für mich in den Zuber. Leider mussten die meisten Menschen fahren, wodurch es dieses Mal ein etwas alkoholfreier, aber dennoch wie immer steht’s witziger Zuber war. Wie immer blieben einige Menschen erstaunt vor dem Zuber stehen und konnten kaum glauben, dass in den zwei riesigen Bädern tatsächlich Menschen nackt beisammen im heißen Wasser sitzen. Und wenn ich es so formuliere „Ich fahre gerne auf Mittelalterveranstaltungen und sitze da nackt mit meinen besten Freunden in heißem Wasser und trinke Alkohol“, so klingt das doch durchaus fragwürdig, würde ich aber gegen nichts in der Welt eintauschen.
Nach einem weiteren Besuch bei Heavysaurus, die dieses Mal alle Lieder zum Besten geben konnten, ging es um 18 Uhr zum Abschlusskonzert von Mr. Hurley & Die Pulveraffen, bevor wir den Heimweg antraten und kurz vor 22 Uhr sicher, aber erschöpft wieder in Hamburg ankamen.
Zur Website des MPS: (Termine)
Auf welchen Mittelalterveranstaltungen sieht man euch dieses Jahr noch?
~Ivy Banana