Fountainhead – Architektur und Gesellschaft im Zwiespalt

Im Thalia Theater wird derzeit das Stück „Foutainhead“ aufgeführt, welches sich um den Architekten Howard Roark dreht, der sein eigenes Verständnis von Architektur hat. Mit seiner radikalen Ansicht stößt er jedoch auf viele Gegenstimmen. Sein Freund und Kollege Peter Keating passt sich hingegen der Gesellschaft an und wird somit beliebt und erfolgreich. Bei den ganzen hitzigen Auseinandersetzungen um die Gebäude und den architektonischen Baustilen ist natürlich die Presse auch nicht weit, so nimmt die Architekturkritikerin Dominique Frencon eine ganz spezielle Rolle ein. Sie schreibt nicht nur ganz offen und direkt, was sie denkt, sie kommuniziert durchaus auch ihre radikalen Ansichten, passt sich offensichtlich jedoch der Gesellschaft an und ist insgeheim von Howard fasziniert und fühlt sich sehr zu ihm hingezogen. Da hingegen predigt der Journalist Toohey seine sozialistischen Ideen, hinter denen er zu 100% steht und ist ziemlich erfolgreich das Volk von jeglichem individuellem Denken abzubringen. Als sich auch noch der Medientycoon Gail Wynand einschaltet, bricht es in einem reinen Kampf der Größen aus.

Das Stück beruht auf den Aufzeichnungen von Ayn Rand, welche Fountainhead 1943 veröffentlichte, um ihrer Philosophie des Kapitalismus und der eindeutigen Ablehnung des Sozialstaates Luft zu machen und so zur Heldin der amerikanischen Konservativen wurde. Das Stück bearbeitet von Koen Tachelet wirkt zunächst verstörend, regt zum Nachdenken an und spukt noch lange in den Köpfen der Zuschauer. Das Bühnenbild ist an sich starr, verändert sich aber aufgrund von kleinen Elementen immer passend zu den dargestellten Situationen. Was zu Beginn als unklar und eigenartig gedeutet wird, klär sich mit der Zeit immer mehr auf, wird aber am Ende doch wieder in Nebel getaucht und regt zum Nachdenken an.

Besonders faszinierend sind für mich der Charakter von Howard und Dominique, welche besonders die Zerrissenheit der Gesellschaft aufzeigen. Howard, welcher mit seiner eigenen Ansicht der Architektur in der Gesellschaft dauerhaft aneckt, da er die Vorgaben der Natur in seine Planung mit einfließen lässt, anstatt die Gegebenheiten zu missachten und den gesellschaftlichen Wünschen zu entsprechen. Er setzt ein klares Statement, wodurch er zwar keine Jobs bekommt aber viel Aufmerksamkeit generiert. Ganz im Gegenteil wie Dominique, welche sich zwar mit ihrer Kritik immer wieder gegen andere Architekten und Gebäude auflegt, aber sich gesellschaftlich der Rolle der Frau nach außen hin fügt und eine vorbildliche Ehefrau spielt, innerlich jedoch total zerrissen ist, da sie sich vielmehr zu dem radikalen Howard hingezogen fühlt, aber weiß, dass es gesellschaftlich nicht akzeptiert ist. Während sich Dominique also das Wissen um die Gesellschaft und ihre Weiblichkeit zu nutzen macht und dadurch gesellschaftliche Akzeptanz und Größe erreicht, so beugt sich Howard nicht der Gesellschaft und lebt lieber von der Hand in den Mund und bleibt sich selber treu.

Sehr schön ist an der Rolle von Peter zu sehen, wie die Gier nach Erfolg und Ansehen einen Menschen verändert und ihn zur Spielfigur der Gesellschaft macht. Mit dem Streben nach oben akzeptiert er gesellschaftliche Normen, die ihn eigentlich nicht glücklich machen und ihm vielmehr das eigentliche Glück verwehren. Je weiter er sich auf der Welle zum Erfolg tragen lässt, desto mehr gibt er seine Persönlichkeit auf, bis am Ende nichts mehr davon übrig ist.

Fountainhead ist ein herzberührendes Stück, welches sicher keine leichte Kost ist und zum Überdenken der eigenen Ansichten anregt. Sind wir den Medien und dem Ansehen der Gesellschaft so sehr verfallen, dass wir uns selbst dabei vergessen? Sind wir das was wir nach außen zu sein scheinen, um in der Masse der Gesellschaft anklang zu finden oder bewahrt man sich ein Stück individualität im inneren, unscheinbaren, welches man aber mehr zu verbergen versucht als zu offenbaren? Oder wiedersetzt man sich allem, steht zu den eigenen Normen und Regeln und eckt somit an und muss sich ständig rechtfertigen und mit dem negativen Echo der Zeit leben? Was macht uns mehr kaputt? Was macht uns glücklich? Viele Fragen, über welche man nach dem Stück definitiv nachdenkt und sich noch vielen anderen Fragen widmet.

Von mir gibt es hier eine klare Empfehlung für jeden, der gern zum Nachdenken angeregt werden möchte und sich dem Realismus nicht entziehen mg. Die Realität und das was hinter diesem Stück steht ist uns oft näher, als man es sich wünscht.

~Dely

Zum Stück: Fountainhead

Spielzeiten:

So,07.10.2018 19:00 – 23:05 Uhr
Do,22.11.2018 19:00 – 23:05 Uhr
Mi,02.01.2019  19:00 – 23:05 Uhr
Dieser Beitrag wurde unter Freizeit, Interessantes, Uncategorized abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.