Am Donnerstag den 27.06.2019 wurde um 12 Uhr der PC ausgemacht, die Arbeit beendet und der Weg zum Auto angetreten, denn an diesem warmen Tag begann die Reise zum Hörnerfest in Brande-Hörnerkirchen bei Elmshorn. Drei Tage spielten dort Bands wie Vogelfrey, Heidevolk, Alestorm, Einherjer, The O’Reillys and the Paddyhats und viele mehr auf und das für nur 49,50 Taler inklusive Camping! Das Wetter versprach mächtig warm zu werden und so war auch die Stimmung unter den Besuchern sehr positiv.
Einige Festivalbesucher waren bereits in den Morgenstunden angereist und hatten sich die dichtesten Zeltplätze ergattern können, ab 13 Uhr wurde man von den Einweisern mit den Autos auf die hinteren Wiesen geführt. Obwohl die Einweiser nur ihren Job machten, gab es natürlich negative Stimmen, denn wieso füllte man die Wiese von hinten auf? Wozu hatte man sich den Tag frei genommen, war früh angereist, wenn man dann doch nur einen Platz hinten auf der Wiese bekam und die Spätanreiser den Platz vorne an der Wiese? Es wurde gegrummelt, sich beschwert und dennoch aufgebaut. Bis in die Abendstunden hatte jeder seinen Platz und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gab es auch keine weiteren Beschwerden zu den Plätzen. Denn letztendlich braucht man nicht länger als 15 Minuten zur Bühne, egal wo das Zelt steht. Und gerade das ist ja das wundervolle auf dem Hörnerfest, es ist alles so gemütlich klein, so familiär, eine Grillparty eben!
Passend zur familiären Stimmung eröffnete am Donnerstag auf der Marktbühne Mac Piet das Festival, der typisch norddeutsche Ire quasi! Mit seinem gemütlichen Schnack und irischen Pubsongs heizte er die Menge schon ordentlich ein. Danach übernahmen Feuerdorn die Bühne und ließ den Abend für die Frühanreiser sehr gemütlich ausklingen. Viele der Besucher sah man noch bis in die Morgenstunden gemütlich in den verschiedenen Camps sitzen, sie tranken Bier und tauschten sich aus und vergaßen dabei sichtlich die Zeit.
Am Freitag erwachte das Hörnerfest schon früh gegen 7 Uhr, denn die Sonne heizte die Zelte so schön auf, dass nur wenige es in der Wärme aushielten, um weiter zu schlafen. Da das Gelände nur wenige Schattenplätze bietet und die Bäume eher an der Straße und am Rande des Festivalgeländes stehen, gesellten sich die Besucher unter die Pavillons und die Sonnensegel beim Mittelalterdorf. Es war durchaus schön anzusehen, wie langsam alles erwachte und so schon um 12 Uhr bei der ersten Band eine große Menge vor der Bühne stand. Nach Cruadalach spielten Celtibbrian und danach Metusa auf.
Bei Seifenblasen, guter Stimmung und tanzwütigen Menschen brachten die Konzerte gleich noch mehr Spaß. Die Menge konnte ausgelassen tanzen, barfuß über den kühlen matschigen Boden laufen und die strahlenden Gesichter verbreiteten sich wie ein Lauffeuer unter den Besuchern. Diese Atmosphäre hielt auch weiterhin an, denn Die Streuner und Trobar de Morte sowie Koenix wussten, wie man die Stimmung weiterhin aufrecht erhielt.
Trotz der Hitze war es im Infield immer gut voll, das Publikum wechselte immer etwas, was durch die abwechslungsreiche Musik auch wunderbar funktionierte. Selbst um 22 Uhr war es vor der Bühne noch angenehm warm, so hätten Vogelfrey eigentlich nicht mehr viel machen müssen, damit die Besucher ins Schwitzen kommen, doch das ist bekannter weise nicht Vogelfrey. Denn die Band ist laut, verrückt und alles andere als langweilig. So wurde die Stimmung nochmal gesteigert, das Publikum tanzte ausgelassen im Moshpit und auch davor, jubelte mit und war bei den meisten Songs unglaublich textsicher. Es muss faszinierend sein, wenn man auf der Bühne steht und die ganze Menge vor einem solch eine Party macht. Ob man da nicht am liebsten in die Menge springt und mit feiern mag? Man hätte denken können, dass dies die Gedanken der Band waren, zumindest feierten sie auf der Bühne genauso, wie die Fans in der Menge. Als Headliner des Tages und zugleich den Abschluss bildete Heidevolk am Freitag. Es sah ein wenig so aus, als sei die Bühne etwas zu klein für die Band, doch sie zeigten sich flexibel und boten ein wundervolles Konzert, was wohl noch viele in die Nacht hinein begleitete.
Das herrliche am Hörnerfest ist jedes Mal wieder die familiäre Stimmung, die Sauberkeit des Festivals und die Reduktion auf das Wichtigste. Seit Jahren gibt es hier nur eine Wasserstelle, doch das stört die Besucher nicht, selbst am frühen Morgen und am Vormittag sind die Schlangen nicht sonderlich lang. Auch das Duschen ist bequem, dieses Jahr konnte man sich für feste Uhrzeiten sogar anmelden. Neben ein paar kleinen Marktständen welche eine breite Auswahl an Kleidung, Trinkhörnern, Gewürzen, Schmuck und Holzschnitzereien anboten, gab es ein paar Essens und Getränke stände, die für einen mittelalterlichen Preis wunderbar für das leibliche Wohl sorgten.
Immer wieder erwähnenswert sind auch die Preise vom Veranstalter selbst am Grillstand, denn Pommes für 2€ und frische Knoblauch-Champignons für 2,50€ bekommt man sonst auf keinem Festival. Gesättigt und mit Bier in der Hand chillten einige Besucher auf dem Festival, während andere sich bereits zu Kultasiipi und danach zu Munarheim vor die Bühne begaben.
Ich selbst verbrachte die sonnige Zeit zunächst damit, verschiedenste Camps zu besuchen und die dortige Atmosphäre einzufangen. Die meisten waren wie immer sehr zufrieden, nur die Dixisituation war leider sehr unangenehm. Viel zu selten wurden diese gelehrt und wie der Buschfunk es unter das Volk trieb, hatte der Veranstalter schon mehrfach versucht mit dem verantwortlichen Unternehmen Kontakt aufzunehmen, was leider nicht funktioniert hatte. Somit musste man sich mit stinkenden und überquellenden Dixies abfinden und natürlich gab es eine Menge Besucher, die dadurch vermehrt die Containertoiletten beim Infield aufsuchten.
Gegen 14 Uhr trieb es mich dann doch zur Bühne, da ich die vermeintliche Piratenband nicht verpassen wollte. Jedoch entpuppte sich das als Irrtum, denn Captain Jack’s Army war alles andere als eine Piratenband. Mit Hawaihemd standen sie auf der Bühne und spielten ihre amüsanten Songs, die zwar nichts wirklich was mit Piraten zu tun hatte, aber dennoch gute Laune verbreitete. Die Geigerin mischte sich beim Spielen sogar unter die Tanzenden vor der Bühne und spielte inmitten von Besuchern weiter. Mit Black Messiah wechselte die Musik wieder in Richtung des härteren Metalls, wodurch der Moshpit auflebte und das Publikum sich veränderte. Bisher jedoch ohne große Verletzungen. So ging es auch mit Percival Schuttenbach und Qntal weiter, welche teils schon fast zu beruhigende Songs spielten.
Nach etwas Ruhe, ein paar Biers zur Stärkung zogen auch die Barfußläufer ihre Schuhe an, denn um 20 Uhr spielten The O’Reillys and the Paddyhats auf und diese heizen erfahrungsgemäß mit ihrer irish Folk Musik so sehr ein, dass der Moshpit oder Circlepit dauerhaft vorhanden ist. Zum ersten Mal auf dem Hörnerfest gab es sogar Crowed Surfer! Die Band wusste es zudem, das Publikum immer wieder mit einzubeziehen, so gingen die Arme hoch, es wurde lauthals mitgesungen und die Schals, welche die Band ins Publikum warf, wurden ausgerollt und geschwungen. Zum Abschluss gab es noch Kanonenkonfetti und grüne Fackeln auf der Bühne, ein grandioses Bühnenprogramm für die größte Grillparty Norddeutschlands! Die Bühnenshow konnte auch von Einherjer und dem Headliner Alestorm nicht mehr getoppt werden. Dafür nahm aber die Stimmung in der Nacht noch um einiges zu. Es wurde gelacht, gesprungen, mitgesungen, im Takt der Musik gewunken und es gab sicherlich viele Besucher, die diese großartigen Aktionen am nächsten Tag in Form von Muskelkater bemerkten. Leider wartete die Menge vergebens auf den Einsatz der großen Ente, denn scheinbar durfte „The Duck“ dieses Mal nicht crowed surfen. Wenn man sich etwas umsah, konnte man vermuten, dass die Decke einfach zu niedrig war und der Platz vor der Bühne für die riesige Ente nicht genug Platz bot. Schön wäre es natürlich dennoch gewesen.
Nach 1 Uhr endete dann aber leider auch der letzte Song von Alestorm, mit etwas Verzögerung, da einige Soundchecks doch länger dauerten als eingeplant. Mit einem weinenden Auge aber strahlendem Gesicht endete somit das Hörnerfest. Es ist wirklich schade, wie schnell die Zeit verstreicht, wenn man so viele tolle Menschen um sich hat und die wunderbare Atmosphäre vom ersten Moment bis zum Abschluss anhält. Wiedermals hat das Hörnerfest aufgezeigt, wie schön ein Festival sein kann, klar die Dixiesituation war unangemessen schlecht, dafür hat sich der Veranstalter aber auch direkt entschuldigt. Leider ist man bei gewissen Sachen dann doch wieder von dem Dienstleister abhängig. Dafür hatte man wunderbare Unterhaltung auch während der Mainbands im Mittelalter Bereich durch die Feuershow, den Fesselkünstler, dem Gaukler und natürlich einigen kleineren Bands, man konnte durch die Heerlager schlendern, Axt werfen oder einfach nur Schafe im Schatten kraulen und den Tag genießen.
Wer noch nie auf einem Festival war, dem sei das Hörnerfest immer wieder ans Herz gelegt, der Vorverkauf für 2020 ist auch bereits gestartet und das Lineup ist schon jetzt fantastisch! Für alle diejenigen, denen das Lineup doch zu weich ist, gibt es vom selbigen Veranstalter in Brande-Hörnerkirchen in wenigen Wochen das metallastige Festival namens: Headbangers Open Air. Die Konditionen sind hier ähnlich gut, wie auf dem Hörnerfest, allerdings ist die Musik etwas härter und das Publikum besteht meist aus den älteren Metalheads. Grund genug, dass auch das Jungvolk sich hierher bewegt und bei Bands wie Exciter, Queensryche, Blaze Baylex und viele mehr vom 25.-27. Juli das Infield rockt! Tickets sind übrigens noch zu erhalten.
~Dely
Tickets fürs Hörnerfest 2020: hier kaufen
Zum Headbangers open Air: zur Website