Mittelgroßer Mittelaltermarkt in Stove mit gemütlichem Flair

Am Wochenende wurde die Landschaft am Deich in Stove wieder in ein mittelalterliches Flair getaucht, denn vom 21.-23.September fand dort das Elbspectaculum zu Stove statt. Nur 37 km von Hamburg und 8 km von Geesthacht entfernt konnte man den Klängen von Waldkauz und den Vertriebenen lauschen und sich von Robert Blake, SSK und den Feuerkünstlern unterhalten lassen.  Der Mittelaltermarkt wird von den Marktvagabunden ausgetragen, was man zugleich an der Atmosphäre merkt, denn alles ist etwas kleiner, weniger kommerziell und es gibt viele verschiedene Händler und Heerlager, wo man das Lagerleben aber auch verschiedenen Handwerkern bei der Arbeit zusehen kann.

Aufgrund des typisch hamburgischen Wetters mit Nieselregen und kaltem Wind, schaffte ich es leider erst Sonntagmittag auf den Markt. Kaum war ich vor Ort, habe ich es schon bereut nicht schon früher angereist zu sein, denn die Stimmung war so schön entspannend und familiär. Kaum betrat ich den Markt, traf ich auch schon die ersten bekannten Gesichter. Die Idee, dass ich den Markt in einer Stunde kurz anschauen kann, um dann pünktlich zu Waldkauz an der Bühne zu sein, war zugleich dahin. Ein paar nette Gespräche reihten sich an die nächsten, es wurde gelacht, geschwatzt und Tipps über Händlerstände ausgetauscht, bis es dann schnellen Schrittes zur Bühne ging. Dort stimmten Waldkauz schon ihre Instrumente, um pünktlich zu starten. Zum fünften Male spielten sie in Stove bereits, was wohl doppelt zu feiern war, da die Band dieses Jahr auch ihr fünfjähriges Bestehen feiert. Neben ein paar ruhigen Balladen und gesangfreien Pagan Songs spielte Waldkauz auch einige neuere Songs, wo ich definitiv die Füße nicht stillhalten konnte und zusammen mit Freunden und Fremden wild auf der Wiese umher sprang. Schon nach kürzester Zeit konnte ich den Wind und das herbstliche Wetter vergessen. Bei trockenem Wetter wurde mir durch das Tanzen richtig warm, so dass ich die dicke Kleidung ablegen und richtig ausgelassen und frei tanzen konnte.

Bei ihrem bekannten Song „Tanzgeist“  bildete sich ein Kreis, bei dem ich natürlich mitmachte und wir dann gemeinsam gemäß der Musik im Kreis tanzten, handhaltend und richtungswechselnd zur Musik. Ich war nur etwas verwundert, dass es nicht in die Mitte ging vor den Richtungswechseln, aber man kann ja auch einen unterschiedlichen Tanzkreis machen. Aufgewärmt, zufrieden und ausgelassen zog ich mich nach dem letzten Song wieder herbstlich an. Schade eigentlich, dass die Bands immer nur 45 Minuten spielen können und danach eine Umbaupause stattfinden muss. Ich würde am liebsten durchgehend tanzen und mich der Musik hingeben.

In der Umbaupause startete ich einen erneuten Versuch, den Markt zu erkunden und blieb direkt beim Knopfhändler hängen. So wundervolle Knöpfe, die für fast jeden Einsatz nutzbar sind: Als Ring, als Kettenschmuck, als Brosche, für Arm- & Halsbänder, als Ohrringe und vielen mehr. Zudem ist die Auswahl so groß, dass hier jeder auf seine Kosten kommt. Gleich nebenan stand die Drachenmutter mit ihrem Stand der Drachensteine. Wundervolle Natursteine, geordnet nach Farbe und Art und in tolle Ketten eingefasst. Ein Stand war hier fesselnder als der Andere auch die Lederhändler hatten einzigartiges Handwerk zu bieten. Zudem gibt es in Stove immer wieder den Namenswissenden, welcher aus diversen Recherchen, Erfahrungen und schreiben ein Wissen über alle Namen der Welt und dessen Herkunft besitzt. Eine Namensurkunde, handgeschrieben, kann man bei ihm auch erwerben. Nur selten kann man diesen Händler auf den Märkten sehen, da er eher zurückgezogen und rar ist. Doch Stove ist einer der Märkte, auf dem er jedes Jahr wieder zu finden ist. Des Weiteren konnte man Natix vorfinden, ungewohnter weise ohne das bekannte Häuschen aber dennoch mit einer großen Auswahl aus gestricktem Schmuck. Auch einem Bogenbauer konnte man bei seiner Arbeit zusehen und zugleich Fragen stellen, denn Olaf verkauft selbstgemachte Bögen und versprach, sich in diesem Winter auch den selbstgemachten Recurvedbögen zu widmen. Ich bin gespannt, mit welcher Vielfalt an Bögen ich Olaf nächstes Jahr besuchen kann. Denn ein Bogenbauer, der mittelalterliche, handgefertigte Bögen baut und seine Erfahrung aus deutschen Wettkämpfen mitbringt ist heutzutage eine Seltenheit, besonders auf Mittelaltermärkten.

Beim weiteren Schlendern setzte mal wieder der Regen ein, so dass mir der Stoffladen gerade recht kam. Nicht nur, dass man unter dem Dach der Händlerin trocken stand, die Auswahl an Stoffen war überwältigend. Leinen Stoffe, Wolle, Schurwolle, Kaschmir und Mischgewebe: Nach Sorten sortiert, gab es hier Stoffe für faire Preise. Außerdem hing ein Schnittmusterbuch aus, so dass man bei Unsicherheit direkt fragen konnte, wie viele Meter für welche Schnittmuster benötigt werden. Auch über die Begebenheit und Machart der Stoffe konnte ich hier einiges lernen, es ist wirklich selten, dass Händler so viel Wissen zeigen, wie auf dem Elbspectaculum zu Stove. Aufgrund des Wetters konnte ich mich an jedem Stand ausgiebig über das Handwerk und die Ware unterhalten und mich wirklich gut beraten lassen. So flog die Zeit quasi weg und ich konnte die letzten Heerlager nur im schnelldurchlauf ansehen. Da eine Band nicht auftrat, spielten Waldkauz schon früher auf der Bühne und bei den ersten Klängen eilte ich zurück zur Bühne, ohne mich weiter aufhalten zu lassen.

Mit einer ähnlichen Setlist wie schon zum Mittag verzauberte Waldkauz auch um 16:30 Uhr wieder das Publikum und bewegte die Menge mit ihren Klängen. Auch dieses Mal gab es wieder einen Tanzkreis, bei dem ausgiebig getanzt wurde. Die Schwierigkeit bestand dieses Mal darin, das sitzende Kind beim Zurückgehen aus dem Kreis nicht umzulaufen, denn der Junge saß  stur auf seinem Fleck und vertraute auf die Tänzer. Als sie fertig waren, musste ich mit meinen Gedanken aus der Welt der Natur und des freien Tanzens wieder aufwachen und drehte noch eine letzte Runde über den Markt, denn leider wurden am Sonntag um 18 Uhr die Tore geschlossen und die Aussteller durften ihre Zelte und Stände wieder abbauen.

Viele Darsteller beendeten mit diesem Markt ihre Saison, weswegen ich noch schnell Nuwo besuchte. Sie ist eine der bekannten Brettchenweberinnen hier im Norden, die von den verschiedenen Stilrichtungen sehr viele Kenntnisse hat und ich so endlich meine authentische Vikingerborte bei ihr bestellen konnte. Neben der Bestellung, nahm ich noch eine Restborte mit und konnte bei der selbstgemachten Marmelade nicht wiederstehen, somit werde ich beim nächsten besonderen Anlass die Bananenmarmelade testen. Zufrieden und glücklich wollte ich um 17:50 Uhr den Markt verlassen, als ich noch eine Drachenbartperle erblickte, welche die letzte ihrer Art an dem Stand war. Nun war ich endgültig bereit den Heimweg anzutreten, musste aber beim nächsten Schmuckstand doch noch kurz halt machen, einige Schmuckstücke betrachten und mir eine Visitenkarte mitnehmen, damit ich eine Sonderbestellung aufgeben kann. Schon bald werde ich wohl eine weitere Kette haben, die dann nur für mich angefertigt wurde. Auch erfuhr ich, dass in Lüneburg nächstes Wochenende ein weiterer Marktvagabunden Markt aber ohne Heerlager geöffnet wird und dass im Heide Park Soltau schon bald ein Mittelalterbereich für 3 Wochen aufgebaut wird. Schon fast war meine Trauer, dass dies der letzte Markt der Saison sei, wie vom Winde verweht. Der Nieselregen wurde ignoriert und ich tänzelte leichten Fußen rüber zum Auto und trat den Heimweg an.

Für mich ist Stove immer wieder ein kurzer Trip der Erholung, nach dem ich sehr entspannt und fröhlich durch die Wohnung tanze. Danke euch allen, für die schöne Zeit, die Musik, die Gespräche und natürlich die gute Laune. Ich freue mich auf nächstes Jahr mit euch!

~Dely

Zur Website: Elbspectaculum zu Stove

Dieser Beitrag wurde unter Freizeit, Musik, unterwegs abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.