Dely: Einblicke – Erfahrungen – Verständnis

Sept 2016: Die Entscheidung diesen Text zu schreiben fällt mir nicht leicht und ich hoffe, dass es nicht wieder gegen mich genutzt wird. Vor einem Jahr wäre ich nicht stark genug dies zu schreiben und offen damit umzugehen. Mittlerweile habe ich die Stärke zu meiner Krankheit zu stehen, daran zu arbeiten und kann größtenteils auch damit umgehen. Natürlich ist man nie von heut auf morgen wieder gesund, jede Krankheit braucht Zeit zur Genesung, Ruhe und gewisse Vorkehrungen.

Noch immer ist die Gesellschaft nicht richtig offen, was psychische Erkrankungen angeht, doch warum? Vielleicht, weil sie so unterschiedlich ausgeprägt sein können, schwer nachzuvollziehbar und oft nicht logisch zu erklären sind. Wenn jemand herzkrank ist, so kann er durch Medikamente und Geräte überwacht werden und genaue Angaben zur Krankheit geben. Doch was macht man mit Personen die Depressionen, Borderline, Burn Out, psychosomatische Syntome oder anderes haben? Wie geht man damit um? Wie prägt sich das aus, woran erkennt man das?

Interessanterweise sind Menschen oft der Ansicht, sie müssten sich von außen bei diesen Krankheiten um eine Genesung kümmern, doch wieso? Wenn ich ein gebrochenes Bein habe oder Diabetes bin ich in Behandlung und kümmere mich doch auch allein mit den Ärzten um meine Genesung. Nur wenn ich Hilfe brauche, sage ich Bescheid und zumeist wird der Grund der Hilfe gar nicht weiter hinterfragt. Warum also behandelt man jemanden mit einer psychischen Krankheit anders?

Oftmals reicht den Personen die Aussage nicht, dass man aufgrund der psychischen Krankheit in gewissen Situationen anders reagiert,  die Leute gehen auf Abstand weil sie Angst haben oder versuchen sich einzumischen und Verhaltensweisen und Persönlichkeiten auf die Krankheit zurück zu führen. Das ist totaler Schwachsinn. Redet mit den Personen, die euch etwas anvertrauen, fragt sie, was die Krankheit für Auswirkungen hat oder akzeptiert  das eine Person aufgrund der Krankheiten gewisse Schwachstellen hat, aber verhaltet euch nicht so, als wäre es ein Alien oder eine Hilfsbedürftige Person! Interpretiert nicht aufgrund von Halbwissen, fragt lieber einmal mehr nach!

Meiner Ansicht nach sind vor allem die Personen stark, die zu ihrer Krankheit stehen, de anderen Menschen die Möglichkeit geben einen Anteil daran zu nehmen und es ihnen zu erklären. Wenn man seine Krankheit akzeptiert, analysiert und weiss was man hat, dann kann man daran arbeiten und gesund werden. Interessierte und Freunde können durchaus helfen, das die Genesung schneller geht, sollten sich aber nicht unabsichtlich einmischen. Es gilt den Menschen als Lebewesen, als Mensch zu behandeln und nicht als kranke Person, der auf Zwang geholfen werden muss oder aus Angst direkt ausgrenzt.

Dass ich eine psychische Krankheit habe, weiß ich nun seit knapp 2,5 Jahren. Ich habe schwere Zeiten hinter mir, gekämpft, Höhen und Tiefen erlebt und gleichzeitig hat es mich stark gemacht. Gezeigt wer ich bin, was ich kann und durch verschiedene Behandlungen kann ich mittlerweile sehr gut damit umgehen. Die meisten Personen die mich kennen lerne, sehen eine Frau in mir, die sehr stark ist und eine fröhliche Ausstrahlung hat. Ja, ich schaffe sehr viel und bin für meine Freunde immer da. Doch zeitgleich habe ich auch eine große Schwäche: Ich bin sehr Harmoniebedürftig und durch extrem emotional. Dies kann im Zusammenhang mit meiner Krankheit immer wieder zu schnellen negativen Auswirkungen kommen, welche für andere Menschen unverständlich sind.

Ein Mensch, der kein großes Selbstbewusstsein hat, zweifelt immer wieder an sich selber. Dies wird verstärkt durch Ablehnung von Menschen. Für mich ist es immer wieder schwer, Ablehnung zu verstehen, wenn es keine direkte Begründung dazu gibt. Für mich ist es daher angenehmer, wenn ich zu der Absage eine kurze Begründung – keine Rechtfertigung oder Entschuldigung – erhalte. Wenn z.B. ein Treffen ansteht und die Person spontan absagt mit „ich komme nicht“. Ist es für mich sehr schwer zu verstehen, wieso die Person nicht kommt und mache mir direkt Vorwürfe. Heißt es „ich komme nicht, mir ist was dazwischen gekommen“ oder „ich komme nicht, weil ich noch zu viel zu tun hab“ oder sonstiges, ist es für mich leichter zu verstehen und ich denke nicht direkt, dass es an mir liegt. Ich fange nicht an zu denken, dass ich es nicht wert bin, ich zu unwichtig bin oder die Person lieber mit jemand anderem etwas macht…
Nun gibt es aber auch Personen, die damit spielen, dass ich sehr schnell emotional werde und Dinge auf mich beziehe und denke ich bin schuld. Ja ich suche die Schuld grundsätzlich erst mal bei mir, kann anderen schlecht böse sein und bin selten sauer. Stattdessen versuche ich Erklärungen zu finden, warum jemand in eine Situation so handelt oder es zu bestimmten Verhalten kommt. Meist sehe ich die Fehler dann bei mir und stelle die andere Person als unschuldig da. Fühle mich dann schlecht, wertlos und für nicht gut genug. Gedanken wie „Ich mache alles falsch“, „Ich wusste eh nie wieso die Person mich mochte, ich bin doch nur schlecht“ schleusen sich dann schnell in meinen Kopf ein. Doch oft ist das genau falsch! Es ist für mich immer wieder schwer zu verstehen, dass gewisse Menschen mit meiner Psyche und meinem Verhalten spielen und es ausnutzen, dass ich so denke und bin wie ich bin.

Es gibt leider viele Personen, mit denen ich über meine Krankheit rede, Ihnen von beginn an meine Schwächen erkläre und bitte darauf Rücksicht zu nehmen bzw. zu akzeptieren dass ich so denke und handle. Viele davon sind meine besten Freunde, mit denen ich das Leben genießen kann, Spaß habe und leben kann, während ich an meiner Krankheit arbeite.
Andere Personen hingegen nutzen dies aus, spielen mit mir und meinen Gefühlen. Sie erhalten mein Vertrauen, trampeln dann darauf rum, stoßen mich grundlos weg, wissen dass ich wieder an komme, um nach den Gründen zu fragen. Wissen, dass ich nach Harmonie strebe, die Ursprünge des Streits oder des Wegstoßens suche und dass mir das Ignorieren schwer fällt und die Auseinandersetzung den Kopf zerbricht. Dann schaffen sie es, dass ich mich entschuldige, mich klein mache, damit man bloss wieder miteinander klar kommt. Und genau das ist die größte Schwäche meiner Krankheit!

Ich versuche immer wieder Harmonie zu schaffen und gehe immer wieder zu Menschen zurück, die mir nicht gut tun, versuche mit Personen befreundet zu sein, die es eigentlich mit mir gar nicht wollen und mich eigentlich kaputt machen. Immer wieder suche ich Personen, die mich emotional kaputt machen und mir zeigen, wie Scheiße ich bin, mich verletzen und mich emotional runter ziehen. Aufgrund meiner Unsicherheit, ob die Person mich gerade mag oder nicht, fällt es mir schwer Worten zu glauben und ich brauche Taten für eine Bestätigung. Doch wenn sich die Taten widersprechen, mich eine Person umarmt und gern hat und kurz darauf anschreit, missachtet und anlügt, kann ich damit nicht umgehen. Womöglich können viele Personen damit nicht umgehen, doch ich denke dann zugleich dass ich daran schuld bin, weil ich nicht richtig NEIN sagen kann oder ein Machtwort sprechen kann. Ich nicht sauer sein kann oder bösartig, sondern alles in mich hinein fresse und versuche über das Negative hinweg zu gucken. Nur selten schaffe ich es, meine Meinung direkt kund zu tun, wenn ich mich bei den Personen richtig wohl fühle und keine Angst habe. Doch die Ausnahmen beschränken sich hier auf einen winzigen Kreis. Zumeist kann ich nicht mit Personen reden, denke erst mal in Ruhe nach und schreibe dann einen Text. In der Hoffnung, dass die Person mich versteht und Rücksicht darauf nimmt oder mir eine klare Antwort gibt.

Ich bin ein sehr ehrlicher und direkter Mensch und komme nicht damit klar, wenn man mich ignoriert, mich in der Luft hängen lässt oder mir nicht die Wahrheit sagt. Ich brauche ehrliche und direkte Menschen um mich herum, die nicht A sagen und dann B machen. Und auf Nachfragen hin keine Begründung haben. Mit so genannten „Jojo“ Menschen kann ich nicht umgehen und es zerbricht mich. Doch zeitgleich gehe ich immer wieder auf diese Menschen zu, um zu verstehen wo das Problem ist. Wieso sagt eine Person dass er/sie mich mag und ignoriert mich dann Tagelang oder zeigt Verhalten, mit denen ich direkt verletzt werde? Warum spielen Menschen mit mir, meinen Gefühlen und Emotionen? Wenn ich sage: ich finde dich nett aber mehr läuft da nicht. Wieso werde ich dann unter Druck gesetzt und ein NEIN nicht akzeptiert? Wieso erwarten Menschen Dinge von mir, wo ich sage, dass ich es nicht kann und behaupten dann sie hätten mich gern und würden mich verstehen? Das ergibt doch alles gar keinen Sinn. Wieso belügt man Menschen und spielt mit Ihnen, wenn sie einem angeblich etwas bedeuten?  Das habe ich noch nie verstanden und ist meiner Ansicht nach eine wirklich schlechte Eigenschaft von Menschen. Doch noch schlimmer ist es, wenn man mit Menschen so spielt, von denen man weiß, dass sie extrem emotional sind und aufgrund von Krankheit mit der Situation noch schlechter umgehen können als gesunde Menschen.
Immer wieder lerne ich diese Art von Menschen kennen, versuche sie zu verstehen, mit ihnen klar zu kommen und jedes Mal geht es mir dadurch schlecht. Diese Personen zu ignorieren und darüber zu stehen kann ich leider nicht, auch wenn ich es gern würde und die Menschen um mich herum es immer wieder erwarten. Immer wieder versuche ich zu verstehen, wieso Menschen mich nicht mögen und suche die Fehler an mir. Dabei kommt es oft zu Auseinandersetzungen und emotionalen Selbstvorwürfen. Ich lerne mit diesen Situationen zu leben, bin oft aber nicht stark genug, um mit Ablehnungen, Vorwürfen und JoJo Menschen umzugehen, ohne dass es zum Nervenzusammenbruch oder Depressionen kommt. Ich bekomme den Abstand von allein oft nicht hin. Das einzige was theoretisch hilft, ist Abstand oder eine Möglichkeit  des kompletten Kontaktabbruchs, das Ignorieren bekomme ich gar nicht hin.

Leider ist genau solch eine Situation gerade der Grund, weshalb ich mir den Kopf zerbreche. Ich weiß das meine Freunde und Familie hinter mir stehen und mir bei der Genesung vollste Unterstützung geben. Sie zeigen mir, wie wertvoll ich ihnen bin und wieviel ich ihnen bedeute und helfen mir, mit meiner Krankheut umzugehen indem sie mich akzeptieren so wie ich bin. DANKE dafür!

Doch leider gibt es auch immer wieder Personen, denen es egal ist und keine Rücksicht nehmen wollen oder Ihnen der Aufwand zu groß ist. Eine meiner besten Freundinnen ist Diabetikerin, für mich ist es seitdem selbstverständlich, dass ich z.B. andere Getränke dabei habe oder man im Urlaub einen Kühlschrank im Zimmer hat sowie eine gute ärztliche Versorgung. Das ist ja auch nicht so schlimm oder? Doch wenn man als Person mit einer anderen Person Schwierigkeiten hat, weil  es für die Gesundheit nicht gut ist und einem psychisch kaputt macht, dann ist das scheinbar egal. Manchmal muss man sich für die eigene Gesundheit entscheiden und wenn andere Personen darauf keine Rücksicht nehmen wollen und können, muss man Entscheidungen treffen. Es gibt Personen, die leider so sehr mit meiner Psyche spielen, dass ich mich nicht in deren Nähe aufhalten kann und jeglichen Kontakt meiden muss, um mich selber zu schützen. Mehr als um Hilfe zu bitten und auf Rückhalt von Freunde und Familie zu hoffen kann ich leider nicht.

Ich versuche immer wieder Menschen meine Krankheit zu erklären und so offen wie möglich damit umzugehen.  Nur wenige Personen zeigen wirkliches Interesse dafür und viele interpretieren Dinge hinein, die nicht stimmen. Ich war bisher immer sehr überlegt, wem ich was darüber erzähle und ob ich Menschen überhaupt etwas dazu erzähle, denn meistens zeigt die Reaktion der Menschen, dass sie Angst davor haben und mich daraufhin ganz anders behandeln.

Ich bin wie ich bin und habe Probleme mit Ablehnung und unbegründeten negativen Situationen, deshalb bin ich doch kein Unmensch und benötige nicht ständig Sonderbehandlungen etc. Ich möchte einfach akzeptiert werden wie ich bin und den Menschen zeigen können, was ich kann. Und meine Freunde wissen, dass ich ein lebensfroher ehrlicher Mensch bin, auf den 100% Verlass ist und  der sehr viele Stärken hat. Ich danke euch dafür!

Egal wer nun wie denkt, ich wollte euch nur offen und ehrlich gegenüber sein und hoffe das der ein oder andere mich besser versteht. Es ist mir schwer genug gefallen, so offen und ehrlich zu reden und daher bitte ich euch, eure negativen Gedanken und Anschuldigungen sein zu lassen und zu akzeptieren wie ich bin. Ich habe meine Freunde und Familienmitglieder die zu mir stehen und ich bin auf gutem Wege, dass es mir besser geht. Alle die der Ansicht sind, mir negativ im Wege zu stehen, mich runter zu ziehen und diese Informationen auszunutzen, sollten mir besser komplett aus dem Weg gehen und mir zu liebe den Kontakt meiden. Vielen Dank!

~Dely

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