Jan 2018: Es ist wieder soweit, die doofen Gedanken brechen durch, ziehen mich runter. Das was positiv war, wird in schwarz getaucht, was mir eben noch als Freude rüberkam, wird schlecht geredet. Hallo Depression, danke dass du mir mal wieder im blödesten Moment zeigen musst, dass du noch da bist.
Dieser ewige Kampf, jeden Tag aufs Neue, sich auf das positive konzentrieren, auf das was ist, auf das was sein kann und den negativen Gedanken entgegenwirken. Es gibt viele Tage, sogar Wochen wo es klappt, wo ich als strahlender Mensch durch die Gegend springe. Ich habe das Gefühl alle Probleme zu lösen, stark genug zu sein gegen den Wind zu kämpfen, Schwierigkeiten zu überwinden und zugleich noch genug Kraft und Energie zu haben, um Freunde mitzuziehen. „Du bist der Sonnenstrahl im Office“, „Danke, dass du da bist und mir Rückhalt gibst“, oh ja, wie gern bin ich ein Sonnenstrahl, der die Herzen der Menschen erwärmt, durch meine hohe Empathie die Menschen aufmuntert, mitreißt und Lebensfreude verbreitet, denn das bin ich, das ist meine Natur und so fühlt es sich richtig an. Doch dann kommen diese Gedanken, dieses böse Gefühl und jede Kleinigkeit ist eine Bestätigung. Dann glaube ich es nach kürzester Zeit, je nachdem wie viele dieser vermeintlichen Bestätigungen ich bekomme. „Ich werde mal wieder nicht zum Vorglühen eingeladen“, „Die Bdayparty, bei der ich nicht erwünscht bin“, „Der Facebookpost, der wieder von anderen Leuten spricht, wo ich aber keine Erwähnung finde.“, das Verhalten von Freunden, was mir zeigt, dass sie lieber etwas mit anderen Personen machen anstatt mit mir, die Welt die rausschreit, wie viel spaß sie gerade mit welchen Personen haben etc. Jedes Mal ein Stich und ein Gedanke wie „guck du warst nicht wichtig genug, du warst es nicht wert, mit dir machen sie das nicht“
Diese Gedanken, die einen wie eine Spirale hinunterziehen, Social Medien, die das wunderbar beschleunigen und Freunde, die kein Verständnis dafür haben. Natürlich ist dieser Verlauf bei emotionalen Menschen schneller und selbstverständlich ist eine Freundschaft zu einem stark emotionalen Menschen mit Stimmungsschwankungen schwierig. Doch ist es nicht genauso schwierig mit jemanden, der dickköpfig oder ein Besserwisser ist? Oder jemand der hochintelligent ist und es jedem zeigt oder übergewichtigen, die einem das immer unter die Nase halten? Ist nicht jeder Mensch auf seine Art und Weise anstrengend?
Ja ich bin sehr emotional und brauche gerade, wenn solche Gedanken kommen, die Bestätigung wie falsch diese Gedanken sind. Wieso fällt es Menschen so schwer, einer anderen Person einfach mal zu sagen „Ich hab dich gern“ oder dazu zu stehen, dass einem jemand wichtig ist, wenn es der Person gerade schlecht geht? Wieso werden einige Dinge groß und breitgetreten, während andere einfach untergehen? Warum ist es für viele Menschen so schwer, auf die anderen zu zugehen, Zeit mit ihnen zu verbringen? Gefühlt muss ich meinen Freunden oft hinterherrennen, damit sie etwas mit mir unternehmen, entweder haben sie selber keine Ideen oder kommen nicht darauf mich zu fragen. Die Gründe mögen verschieden sein. Doch gerade in solchen Situationen, wo diese bösen Gedanken immer mehr durchkommen, könnte ich es wirklich gebrauchen, dass auch mal jemand auf mich zu kommt. Ist es wirklich so schwer, dass man auf Menschen zu geht, die einem wichtig sind? Sie fragt ob sie Zeit mit einem verbringen wollen oder einfach mal anderen Menschen abzusagen, wenn die andere Person einen gerade dringend braucht? Scheinbar ist dies heutzutage nicht mehr normal oder das Verständnis, dass gerade solche emotionalen Personen ab und zu in diesen Phasen jemanden brauchen, oft reicht ja nur eine Stunde oder die Planung eines fixen Termins/Treffens/Aktion. Doch das scheint oft schon zu viel zu sein.
Ja, ich schaffe es oft zu erkennen, wann dieses Gefühl und diese Gedanken kommen, schleichend, Stück für Stück. Versuche dann krampfhaft dagegen an zu kämpfen oft schreibe ich sogar direkt Freunde an, doch nur selten schaffe ich es, das Umkippen der Emotionen von Lebensfreude zu Depression zu verhindern. Denn dafür bräuchte ich die Hilfe von anderen, müsste mich auf die Freunde oder Bekannten verlassen können oder durch andere positive Aktionen merken, dass meine negativ Gedanken total falsch sind. Ein paar Tipps und leere Worte helfen da leider nicht. Denn in dieser Phase hilft nur aktives Handeln. Und bei mir bedeutet das oft ein konkretes Treffen, eine öffentliche Tat oder ähnliches. Ich möchte, dass die Freunde zu mir stehen, mir in den schwierigen Momenten Rückhalt geben und mich nicht gerade dann hängen lassen, wenn es mir schlecht geht. Denn das tolle an emotionalen Menschen ist ja, dass sie genauso stark positiv sein können. Und wer mich kennt weiß, dass oft Kleinigkeiten dazu führen, dass ich wieder mit der Sonne um die Wette strahle! Ich fühle mich so hilflos, weiß schon gar nicht mehr auf wen ich mich verlassen kann. Mag es nicht in die Welt hinausschreien, versuche Menschen konkret anzusprechen. Schäme mich dafür und ärgere mich, dass diese negativen Gefühle so präsent sind. Bin ich wirklich nichts wert? Wieso möchte keiner etwas mit mir machen? Wieso muss ich immer mit allem allein fertig werden? Wo finde ich die Menschen, die einfach mal von sich aus auf mich zukommen, um zu sehen „Hey egal wie scheisse es dir geht, sobald wir wenige Minuten etwas zusammen machen, strahlst du wieder, krass“. Ich brauche keine Leute mit Mitleid, die über die „Probleme“ reden wollen oder Gründe dafür finden möchten etc. Ich brauche Menschen und Dinge, die gegen an wirken, mir zeigen, wie toll die Welt ist. Freunde die mir zeigen wie gern sie mich haben etc. Ich möchte keine Last sein, ich hätte gern Freunde, die mich gernhaben, mit mir was unternehmen und dadurch mit mir zusammen verhindern, dass diese Depressionen überhand bekommen und ich mich nur noch unwohl fühle und tagelang einigeln, Freundschaften kündige und krankgeschrieben im Bett liege… Ich dachte immer, dass sowas in Freundschaften normal ist. Doch scheinbar ist es normal, dass man sich so verhält, wenn jemand einen Todesfall oder eine Trennung o.ä. hatte, doch nicht bei Depressionen und negativ-gedanken Phasen.
Nun schlafe ich seit Tagen schlecht, weil die bösen Gedanken selbst meine Träume beeinflussen, komme kaum zur Ruhe, habe schlechte Gedanken beim Aufstehen, bekomme psychosomatische Symptome wie Husten und Halsschmerzen und mir geht es schlecht. Alles fällt mir schwer, frage mich, wieso ich denn aufstehe, wäre ich plötzlich einfach nicht mehr hier, würde es doch keinem auffallen. Habe das Gefühl für alles zu schlecht zu sein und dass niemand etwas mit mir zu tun haben möchte. Nur aus Mitleid mit mir geredet wird und ich nirgendwo reinpasse. Fühle mich ständig fehl an, ungewollt und bekomme Depressionen. Ich hasse diesen Zustand! Ich fühle mich schrecklich, wenn ich so denke, mag die Gedanken nicht und versuche diese Gefühle los zu werden. Doch jedes Mal, wenn ich mich gerade etwas gefangen habe, kommt die nächste Bestätigung, dass ich mir etwas vorlüge und diese Lebensfreude und das Strahlen gar nicht ich bin. Dass eigentlich keinem auffallen würde, wenn ich plötzlich verschwunden bin und dass diese angeblichen Freunde nur eine Einbildung sind, weil sie ja gerade nicht da sind. Und ich schaffe den Kampf nicht. Die Ablenkung die ich gerne habe, findet nur durch mich allein statt. Doch dann fühle ich mich einsam. Bin ich wirklich nur negativ? Ziehe ich die Menschen wirklich nur noch runter? Wieso kann ich nicht wieder wie ein Sonnenstrahl durch die Gegend hüpfen? Was ist nur passiert, dass sich Freunde abwenden, statt hinter mir zu stehen. Wieso kann ich kaum noch Freude empfinden und habe ständig Angst, dass das nächste Böse in der nächsten Ecke lauert? Ich habe es so satt negativ zu denken und zu empfinden. Ich möchte nicht immer traurig werden, wenn ich sehe, wieviel die Menschen miteinander Spaß haben und ich ständig auf der Strecke bleibe. Ich habe doch auch Spaß, oder? Nur dass ich es vielleicht nicht so sichtbar kommuniziere… Ich versteh es nicht, wieso zieht es mich so mega runter, wenn die Freunde nichts mit mir machen wollen? Dieses fehl am Platz sein, nicht integriert zu sein, allein zu sein… Ein starkes Gefühl, welches sich kaum kompensieren lässt, mich kaputt macht, mich runterzieht und mich an allem positiven zweifeln lässt.
Ich weiß nicht ob ich diesen Kampf noch lange antreten mag, denn wofür? Ich organisiere, plane, mache und tue, nur damit Menschen glücklich sind und man etwas zusammen machen kann. Doch Dankbarkeit ist oft wohl ein Fremdwort. Scheinbar sind kleine alltägliche Ereignisse für die Menschen oft viel wichtiger, als eine Freundin, die alles versucht, damit es den anderen Menschen bessergeht, Rückhalt und Lebensfreude gibt solange sie es kann und dafür nur Loyalität und Zeit als Gegenleistung benötigt. Ich mag nicht mehr hinter Menschen herlaufen, damit sie etwas mit mir unternehmen. Ich weiß, dass es mir ohne Menschen um mich herum nicht gut geht, doch scheinbar lässt sich das nicht ändern. Wenn die Menschen nicht auf mich zugehen wollen, schein ich es nicht wert zu sein, so muss ich wohl akzeptieren, die Lebensfreude, Überraschungen und tollen Ideen mit niemandem zu teilen, sondern es für mich zu behalten. Wohl doch der einsame Wolfsdrache, der sich unabhängig von anderen durchs Leben kämpfen muss und sowohl Freude als auch Trauer, Lebensfreude und Depressionen erlebt mit ständiger Sehnsucht nach Anerkennung und Loyalität.
~Dely