Die schwarze Szene traf sich am Wochenende vom 07.-09-August bei strahlendem Wetter in Hildesheim auf dem Mera Luna Festival 2015. Zu den Headlinern am der drei Tage gehörten ASP, Blutengel, Nightwish, Rob Zombie, Phiillip Boa and the Voodooclub, [X]-RX und Nachtmahr. Schon ab Freitag in der Früh reisten die ersten der ~20.00 Besucher an und stellten ihre Zelte auf, um noch genug Zeit zu haben, um sich auf dem Gelände umzusehen.
Das Gelände des Mera Lunas geht fließend ineinander über und hat daher nur einen riesen großen Campingplatz auf dem man sich wahrlich verlaufen kann, wenn es nicht einige Beschilderungen gäbe, die ein wenig Orientierung auf der Campsite bieten würden. Vielleicht sahen einige Zelte deshalb wie außerirdische Konstrukte aus, um sich zu orientieren und das eigene Lager wieder zu finden? Direkt angrenzend zur Campsite liegt die „Shopping Meile“, wo diverse Händler ein spektakuläres Angebot darstellen: von Plateau-Highheels über Jacken, Mäntel, Kleider und Röcke bis hin zu Accessoires, Tiaras, Strümpfe und Stulpen. Da diese Stände auf dem Festivalgelände und nicht auf dem Veranstaltungsgelände stehen, ist die Shopping-Tour auch nach und vor den Konzerten möglich. Ebenso befindet sich der Mittelaltermarkt inmitten der Campsite und stellt einen zentralen Punkt zum Shoppen und Essen dar. Neben veganen Reisgerichten, orientalischen Spezialitäten wie beispielsweise apfel-feigen Tee und Gebäck gab es auch Pommes, Wurst und Fleisch im Brot. Besonders zu empfehlen waren auch die warmen Brötchen gefüllt mit Champignons oder Käse-Schinken, welche zwar klein aussahen aber sehr sättigend waren. Für einen erfrischenden Kick sorgten Smoothies, Frozen Joghurt und die interessant schmeckende Gurkensuppe.
Bevor es am Samstag um 10 Uhr mit den ersten Bands auf dem Veranstaltungsgelände begann, gab es am Freitag drei Lesungen sowie die alljährliche Auftaktsparty. Ab 20 Uhr füllte sich demnach der Disko-Hangar durch Markus Heitz, David Grashoff und Christian von Aster und endete dann in eine open end Party.
Sowohl der Samstag- als auch der Sonntagmorgen lies nach und nach müde aber glückliche schwarze Menschen aus den Zelten kriechen und in Richtung Dusch-&Waschstelle wandeln. Schon ab 8 Uhr war es in Hildesheim angenehm warm und somit auch ein Großteil der Besucher wach. Wer glaubte, früh morgens könne die Wartezeit bei den Hygienestationen verkürzt werden, der lag definitiv falsch. Obwohl es genug Waschbecken und Duschen gab, musste hier schon früh mit einer Wartezeit von 20-40 Minuten gerechnet werden. Bei dem warmen Wetter waren dies beliebte und oft genutzte Anlaufstellen. Einige Besucher nutzten den Rundgang zur morgendlichen Säuberung auch gleich, um noch kurz in den gegenüber aufgebauten Supermarkt zu gehen und einige Besorgungen zu machen. Sehr beliebt waren dabei wohl Getränke im TetraPak, Bier, Kleinigkeiten zu Essen sowie Campingzubehör wie Luftmatratzen, Pavillons und Stühle.
Erfrischt, gefrühstückt und für den Tag ausgestattet bewegten sich die schwarzen Massen ab ca. halb 10 zum Veranstaltungsgelände, wo um die 40 Bands auf zwei Bühnen am Wochenende ihre Konzerte spielten. Beginnend mit Elvellon, Nachtgeschrei und Versengold am Freitag folgten Spielbann, Coppelius, The Other, Ost+Front, Frozen Plasma, Lord oft he Lost, Melotron, Deathstars und Merciful Nuns.
Zum Mittag hin konnte man sich eine Pause von der Mittagssonne gönnen und sich im etwas kühleren Disko-Hangar auf die Acts der Gothic Fashion Show einlassen. Denn um 16:30 Uhr und um 19:05 Uhr zeigten am Samstag die Modelabels AMATORIS LATEX-COUTURE, BERTOLDINI GIULIANA, BODYARTDESIGN feat. SLACKS FASHION, KINKY RINGS und LILY CUT dort ihre neuesten Outfits für das schwarze Volk. Von erotisch, extravagant und fetisch bis hin zu elegant, schlicht, militäri und alternativ bezauberten die Designer die Menge mit atemberaubenden Shows. Hinterher konnte man die Chance nutzen und einige der Outfits am Stand in der GothicFashionTown zu erwerben oder aber die Designer und Models direkt zu treffen. Einige Models mischten sich auch in ihren Outfits noch einige Stunden unter die Menge, beantworteten Fragen oder nahmen Bestellungen für die Maßgeschneiderten Kleidungen auf. Denn ein Kleid aus z.B. bunten Aluringen kann nicht wirklich von der Stange gekauft werden, sondern wird individuell an den Kunden angepasst.
Der Abend wurde dann von den Bands wie L` âme Immortelle, Aesthetic Perfection, Saltatio Mortis und In Strict Confidence vorgewärmt, bis die Headliner die Bühnen rockten. Blutengel heizte der Menge dabei vor allem wegen ihrer heißen Show ein, denn neben dem Spiel mit dem Feuer zogen sich die Frauen des Öfteren bis auf ihre Unterwäsche aus, tanzten sich an und boten interessante Lesbenauftritte zur Musik. ASP hingegen mischte die Masse vor der Bühne mit bekannten und neuen Songs auf, ließ große Bälle in die Menge schweben und konnte einen großen Chorus aus der Menge zaubern. Gebannt bis zur letzten Note blieb das Publikum vor der Bühne stehen und wartete vergeblich auf eine Zugabe. Noch weit in die Nacht ging das Mera Luna auf dem Disko-Hangar und der Campsite.
Der Sonntag spaltete die Besucher ein wenig in verschiedene Gruppen auf: Die Hardcore-Fans, welche schon früh morgens wach, fit und aufgestylte auf den Einlass zu den Bühnen warteten, die Party-und Nachtmenschen, die bis mittags schliefen, da sie gerade erst ins Zelt gekrochen waren, die gemütlich, chilligen Camper, welche sich gemütlich auf der Campsite fertig machten, um sich dann zu ihren Lieblingsbands auf den Weg zu den Bühnen machten und diejenigen, welche den Sonntag nutzen, um ihren Kleiderschrank aufzurüsten und sich auf verschiedene Shoppingtouren begaben. Während sich die Gruppen generell auf dem Gelände verteilten und so ein geordnetes Gewusel auf dem kompletten Mera Luna Gelände zeigten, so konnte man vor den Bühnen stets eine große Menschenmenge sehen. Während dies für die Main Stage kein Problem war, da der Open Air Bereich groß genug war, um von der Bühne und der Musik etwas mit zu bekommen, so war es bei der Hangar Stage oft problematischer. Durch die geschlossene Halle war es vor der Bühne oft so voll, dass die Besucher vor dem Eingang der Halle stehen und tanzen mussten und die Bühne nur über eine Leinwand sehen konnten. Am Sonntag traten zwischen 11 und 15 Uhr Private Pact, Schwarzer Engel, ASP & Kai Meyer, Unzucht, Tyske Ludder, Dope Stars Inc., Absolute Body Control und Tanzwut auf. Zum Abend stimmten Tying Tiffany, Joachim Witt, Assemblage 23, Apoptygma Berzerk, Rotersand und Mono Inc. Ein. Passend zum dunkleren Abendeinbruch traten Nachtmahr, Einstürzende Neubauten und Anne Clark feat. Herrb auf. Nightwish rundete das Mera Luna 2015 als letzter Act des Festivals ab und das mit einem lauten, hellen und nachwirkendem Abendkonzert.
Drei Tage Festival in Hildesheim endete für viele Besucher gegen 23 Uhr am Sonntag mit einer langen Fahrt nach Hause. Andere Besucher hatten sich den Montag frei genommen und brachen ihre Zelt nach einer weiteren Partynacht erst am Montag ab, um sich auf den Heimweg zu machen. Dieses schwarze Festival ist im Gegensatz zu vielen Anderen ein eher ruhiges und geordnetes Festival, wo es die ein oder anderen schicken Outfits zu betrachten gibt. Nicht umsonst wird es von einigen als ein “kleines WGT“ bezeichnet, bei dem aufwendige Outfits vorgeführt werden. Für Besucher, die Pogen und richtig abrocken möchten ist dieses Festival eher weniger geeignet, denn nicht ein Circle- oder Moshpit konnte vor der Bühne gesichtet werden. Die Menge tanzte eher auf der Stelle, wippte mit oder ließ sich in Ruhe von den Künstlern und der Musik beeindrucken. Ein angenehmes Festival, auf dem man sehr viel geboten bekommt!
Zur Website: Mera Luna 2016