Am Wochenende vom 22.- 24. Februar fanden zum dritten Mal die Wacken Winter Nights statt, entgegen dem Motto zeigte sich das Wetter jedoch gar nicht winterlich, vielmehr kamen Frühlingsgefühle bei den wärmenden Sonnenstrahlen auf. Auf der Hauptbühne im Ice Palace spielten Bands wie Trollfest, Arkona, Heilung, Turisas, Korpiklaani, Harpyie, Vogelfrey, Moonsorrow, Eluveitie, Saltatio Mortis, The O’Reilleys and the Paddyhats, Feuerschwanz und Faun auf. Aber auch das Lineup der kleinen Bühnenplätze war sehr abwechslungsreich, so konnte man dort z.B. Trollfaust, Grimner, Mac Cabe & Kanaka, Pressgeng, Huldre und Sidonius erleben.
Aufgrund überschneidender Termine konnte ich leider nur am Sonntag auf die Wacken Winter Nights und weiß daher nur aus Erzählungen von Freunden, dass der Freitag und der Samstag mit feucht fröhlichem Gesang und Moshpits vor der Bühne atemberauschend war. Auch auf dem Campground war die Stimmung sehr toll und vor allem sehr international, denn ob Franzose, Spanier, Engländer oder auch Australier, hier war alles anzutreffen. Trotz des eher kleinen Festivals, zeigte sich das Publikum sehr vielseitig, was wohl bedingt durch die breitgefächerte Zielgruppe zustande kommt. Viele positive Fotos, Benachrichtigungen und Erzählungen erreichten mich Freitag und Samstag von den Festivals, umso größer wurde meine Vorfreude auf den Sonntag.
Dann war es endlich soweit, der Sonntag weckte mich mit warmen Sonnenstrahlen und ich wusste: Dieser Tag wird bezaubernd werden. Aufgrund der bisherigen Festivalerfahrung zog ich mich jedoch schön warm an, was ich später noch bereuen würde und machte mich dann mit dem Auto auf den Weg in den Norden nach Wacken. Die Autobahn war schön frei, also Musik an und gemütlich der Sonne entgegenfahren! Nach knapp einer Stunde erschienen die ersten Schilder zu den Wacken Winter Nights, das Navi konnte ausgeschaltet werden, denn die Ausschilderung war wirklich sehr gut, so dass man sich ganz darauf verlassen konnte. Nach wenigen Minuten erreichte ich den Tagesparkplatz, wo ich mich zu vielen weiteren Gäste für 3€ stellen konnte. Einziges Manko: Der Fußweg vom Parkplatz zum Festivalgelände dauerte ca. 15-20 Minuten, wodurch man jetzt schon überlegen musste, was man bis zum Abendgrauen benötigt, denn nochmal zum Auto wollte ich zwischendurch nicht laufen. Alternativ konnte man für 5€ auch den Schuttlebus in Anspruch nehmen, doch ich entschied mich für den Fußmarsch, bei dem Sonnenschein durchaus die bessere Entscheidung.
Den vereinzelten Gruppen hinterher laufend erreichte ich in kürze den Eingang und das erste Festivalfeeling des Jahres 2019 kam auf. Der Geruch von würzigen und süßen Speisen strömte mir von den Ständen in die Nase, ebenso wie der Duft von Wald und Tanne, denn das Gelände lag wunderschön im Wald und passend zum Motto dekorierten Tannen / Weihnachtsbäume den Weg und die kleinen Orte, welche als Mystic Woods Bühnen galten. Da ich jedoch noch keinen Appetit hatte, schlenderte ich zunächst an den Händlerständen vorbei und stöberte durch mittelalterliche Kunstwerke, Kleidung, Geschirr und vieles mehr. Das Gelände war recht einfach gestaltet, so konnte man an allen Bühnen vorbei kommen, indem man einfach dem Hauptweg folgte. Dieser führte natürlich am Ende einen kleinen Hügel hinunter und direkt in den Ice Palace. Dort traf ich auch auf mein Wolfsrudel, welches zu The O’Reilleys and the Paddyhats bereits am Tanzen und Feiern waren. Nach einer knuddeligen Begrüßungsrunde und den ersten Tanzbewegungen hatte mich die Wärme dann doch im Griff und ich musste einige warmen Hoodies zur Seite legen, denn das Zelt war angenehm beheizt.
Schon nach wenigen Songs merkte ich, wie sehr mir dieses Gefühl gefehlt hat: Tanzen, sich drehen, den Kopf abschalten, zu Musik mit Freunden zu tanzen, neue Bekanntschaften zu schließen, sich frei zu fühlen und sich keine Sorgen machen zu müssen, da jeder auf jeden achtet und die positive Energie schon fast zu sehen ist. Schade dass es im Winter keine Festivals in Deutschland gibt, die dieses Gefühl auslösen können. Das Bier und die Cola floss, ausgelassen wurde getanzt und sich gedreht, bis zum Ende des Konzertes. Nach kurzem Überlegen entschied das Rudel sich dafür, zu den Mystic Wood zu wandern, um sich dort die metallartige Piratenband The Dreadcrew of Oddwood anzuhören. Doch obwohl der Weg sehr einfach und nicht sonderlich lang war, schafften wir es uns von ca. 12 Personen auf knapp 5 bis zur Bühne zu reduzieren. Doch Schwund ist vermeintlich überall….
Während die Band ihre Instrumente stimmten, wurde Biernachschub organisiert, neue Menschen kennengelernt und bei Gesprächen laut gelacht. Ein himmlisches Bild, wie wir in der Sonne ausgelassen quatschten, tanzten und die Atmosphäre genossen. Schon bald ertönten die ersten Klänge der Band und die Menge begann sich zu bewegen. Das wohl schönste an so kleinen Orten, wo die Bands direkt beim Publikum spielt, ist wohl die Nähe und damit verbundene Möglichkeit, beim Musizieren durch die Menge zu laufen. Dies nutze die Crew immer wieder und spielte dann im Publikum weiter und wuselte sich unter die Menge. Auch eine Karawane formte sich in der Menge und zog ihre Kreise um den Herren, welcher sich direkt vor die Bühne gesetzt hatte und es wohl genoss, umringt von Tänzern zu sein. So langsam wurde es richtig heiß in der Sonne und das Publikum groovte sich zur Musik ein. Auch einige verlorene Rudelmitglieder hatten sich mittlerweile vor der Bühne eingefunden und vergrößerten den Kreis der tanzenden Leute. Was ein genüsslicher Auftritt, der dann viel zu schnell zu Ende ging.
Mit bester Feierlaune wurden die Becher wieder mit Bier aufgefüllt und der Weg zurück in den Ice Palace angetreten. Die ein oder anderen Stops wurden bei den Ständen noch eingelegt, um zu schauen, was es schönes gibt und weitere Bekannte getroffen, bis es dann mit Feuerschwanz im Zelt weiter ging. Auch wenn ich die Band schon sehr häufig auf Konzerten und dem MPS gesehen hatte, so spielt diese Band live immer wieder so wunderbar auf, dass man einfach feiern und tanzen muss. Faszinierend finde ich es, dass die Mietze mittlerweile eine größere Rolle bei der Bühnenshow bekommen hat und somit zu sämtlichen Songs mit fantastischen Showeinlagen das Publikum begeistert. Da es im Zelt doch recht voll war (es füllt sich bis zum Rand), blieben wir in unserem Bereich recht lange, um den Platz zum Tanzen zu nutzen, denn aufgrund eines mittigen Pfeilers wurde hier die Sicht zur Bühne versperrt, so dass kaum jemand dort stehen wollte. Beim Song Schubsetanze konnten wir es jedoch nicht sein lassen uns doch nach vorne in den Moshpit zu begeben und mit den Fans zu schubsen und zu schmusen. Ein wunderbarer Song, der die Menge zu einem friedlichen und kuscheligem Moshpit auffordert. In der Menge trafen wir sogar bekannte Gesichter von einem anderen Hamburger Konzert. Schön dass die Festivalszene so klein ist, dass man immer wieder auf Bekannte trifft, mit denen man feiern kann. Nach ein paar Songs in den vorderen Reihen flüchteten wir uns aufgrund der Wärme und Enge dann doch wieder nach hinten in unseren freien Bereich, um ausgelassen mit dem Rudel weiter zu feiern und zu tanzen. Es wurden Hüte getauscht, Bier getrunken, gekuschelt, geknutscht und gelacht. Was ein fröhliches Gutelaunekonzert Feuerschwanz der Menge doch wieder präsentierte! Es wurde sich noch etwas im Kreise gedreht, das obligatorische Foto gemacht und dann hieß es auch schon byebye bis zum nächsten Mal.
Während wir aufgewärmt aus dem Zelt kamen, wurde es draußen dann doch schon etwas kühl. So zogen wir uns etwas über und tanzten uns dann bei der Old Village Chapel zu The Deadcrew of Oddwood nochmal warm. Trotz ähnlichem Publikum kam hier jedoch nicht mehr so viel Stimmung rüber, wie zum Nachmittag in der Sonne. Die Müdigkeit der letzten Tage zerrte da wohl doch an einigen Festivalbesuchern. Zudem spielte zeitgleich Huldre im Theatre of Grace, wo sich ebenfalls einige Besucher einfanden, begeistert tanzten und den Klängen lauschten. Da wir mit der akustik nicht so zufrieden waren und Huldre bereits gesehen hatten, hatten wir gegen diesen Auftritt entschieden und für die lustige Piratenband open Air.
Was eine aufregende Nacht mit so viel Spaß, Tanz und Bier, doch langsam meldeten sich unsere knurrenden Mägen, so teilte sich das Rudel auf und jeder kam mit verschiedenen Speisen zurück: Knobipilze, Kartoffelspalten, Fleisch am Spieß sowie Brot mit Kartoffeln und Käse überbacken. Was ein Festmahl! Gestärkt und gesättigt schlenderten wir noch einmal gemütlich über das Festivalgelände und blieben dann bei Mac Cabe & Kanaka stehen. Dies sollte unser ausklingendes Abendkonzert für was Wacken Winter Nights sein. Schunkelnd, mitsingend und Arm in Arm hörten wir der Irish Folk Band zu. Viele Songs konnten mitgesungen werden, der leise Gesang vom Publikum zusammen mit der Band löste ein warmes Gefühl aus, welches zu einer romantischen Stimmung aufgrund der bunt beleuchteten Tannenbäume führte. Schade, dass dieser Tag so schnell verging, dieses Gefühl von Liebe und Wärme ist so wunderbar. Den Kopf bei Musik frei zu tanzen, die Bühnenshows zu genießen und vom Alltag Abstand zu nehmen.
Genüsslich schlenderten wir Richtung Ausgang, wärmten uns beim Feuer noch etwas auf, für einige gab es noch Biernachschub für den Rückweg, am Feuer wurden neue Bekanntschaften geknüpft noch etwas über dies und das geredet und sich dann verabschiedet. Nun war das Festival schon wieder vorbei. Ich wurde direkt bis zu meinem Auto geleitet, was wohl, wenn man die News im Nachhinein hört, sehr gut gewesen ist. Denn die Vergewaltigung der Frau, welche diesen Rückweg scheinbar allein in der Nacht zuvor angetreten hatte, soll nicht verschwiegen werden. Zusammen fühlt man sich nicht nur sicherer, der Weg ist auch gefühlt kürzer und in guter Gesellschaft kann man die Zeit viel besser genießen. Am Auto angekommen wurde sich noch gedrückt, verabschiedet und über die nächsten Treffen gesprochen. Dann trat ich die Rückfahrt an. Ein breites Grinsen im Gesicht, Gänsehaut von dem unheimlich schönen Festivalauftakt und den vielen glücksbringenden Momenten ließen die Fahrt im Fluge vergehen.
Vielen Dank an alle, die dieses Festival so großartig gemacht haben, die Veranstalter, Bands, Helfer, Händler, Freunde, neuen bekannten und Besucher der Wacken Winter Nights. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Festival und die vielen Treffen, die meiner Seele und meinem Befinden so gut tun und wo ich mich frei fühlen kann. Nun scheinen die MPSe, das Knotfest und das Hörnerfest noch so weit entfernt und ich sehne mich unheimlich danach. Vielleicht gibt es ja spontan doch noch frühere Möglichkeiten, mit euch zu feiern und den Alltagsstress auf Festivals und Konzerten zu vergessen.
~Dely
Website: Wacken Winter Nights