Ein Wochenende mit Sonnenschein, Lagerfeuer, Bier, Met, Tanz und Spaß war am Wochenende in Brande-Hörnerkirchen geplant, denn die letzten Jahre fand das Hörnerfest dort unter besten Wetterbedingungen statt. Headliner wie Versengold, Vogelfrey und Finntroll versprachen ausgelassene Bühnenshows und weitere Acts wie Harpyie, Ragnaröek, Impius Mundi und Grimner machten neugierig auf das Programm. Leider hatte Petrus nicht so gute Laune am Wochenende, daher sah die Realität vom 01.-03. Juli 2017 anders aus, als erhofft.
Bereits bei der Anreise am Freitag waren die Felder nass und viele Zelte und Lager mussten nass aufgebaut werden. Dadurch war die Stimmung generell eher gedrückt, erst durch den aufklärenden Abendhimmel lockerte die Stimmung auf, so dass zu den Vertriebenen ausgelassen getanzt wurde. Beim Bier im Nieselregen klang der Abend gemütlich aus und die Besucher kuschelten sich in ihren Zelten ein.
Etwas kühl aber trocken begann das Leben auf dem Hörnerfest am Samstag ab ca. 9 Uhr. Auf dem Mittelaltermarkt gab es ab 8 Uhr schon Frühstück, wodurch sich hier die Frühaufsteher zum Kaffee und Brötchen trafen. Wer erst gegen 10 den Weg zum Markt machte, musste sich leider mit vegetarischem Frühstück oder herben Crepe abfinden, denn Salamibrötchen waren gleich zu Beginn ausverkauft und die anderen Essensstände verkauften erst ab 11:30 ihre warmen Waren. Zeitgleich wurde auch die Mainstage durch Freiwächter eröffnet, wo die ersten Mittelalterfans feierten. Weitere Morgenmuffel gesellten sich ab ca. 14 Uhr vor die Bühne und rockten trotz Nieselregens richtig ab. Mit wechselnden kurzem Nieselregen und immer wiederkehrender Sonne ließ sich der Festivaltag genießen. Kirchbier und Met für 2,50€ und 3€ waren durchaus faire Preise und die Pipi-Flatrate für 5€ berechtigte die Nutzung der festen WCs, welche auch dauerhaft gereinigt wurden.
Am Abend ab 20 Uhr genoss die Menge vor der Bühne das Wetter und die ausgelassene Stimmung, so wurde ab Skyforge ordentlich gepoggt und dies steigerte sich durch Rapalje bis hin zum Headliner Versengold an diesem Abend. Es war durchaus faszinierend, wie die Band Rapalje ohne Schlagzeug und Gitarre eine Menge so bewegen und mitreisen konnte. Es machte sichtlich Spaß ein Teil der pogenden Menge zu sein aber auch einfach das Feeling in der Masse zu genießen. Bei Versengold ergriff auch mich die Lust mal richtig mitzumischen und ich muss sagen, bis in die dritte Reihe nach vorne durchs pogen zu kommen ist gar nicht mal so schwer. Wobei es durchaus langweilig ist, vorne nur herum zu stehen und von dem Feierfeeling nicht mehr viel mit zu bekommen, denn der Moshpit entstand eher in der Mitte der Fans. Nach gut 1,5 Stunden moshen und pogen, Feiern und ausgelassen Mitgegröle freut ich mich dann doch, das erstmals auf dem Hörnerfest angereiste Badezuber auszuprobieren. Eine angenehme Dusche und dann der warme Zuber mit genüsslichem Kräutergeruch diente sehr als Entspannung nach dem Auspowern vor der Bühne. Der Zeitpunkt für das Zubern war durchaus gut getroffen, denn kurz nachdem ich die Wärme genoss, schüttete es Eimerweise vom Himmel. Bei leckerem Bier und warmen Wasser konnte man es richtig genießen, wie die anderen Gäste durch den Regen in ihre Lager zurück rannten und sich in den Zelten versteckten. Was ein Glück, dass ich trocken zurück unter den Pavilion kehren konnte und mich nach einer gemütlichen Abendrunde in mein warmes Zelt kuscheln konnte. Was ein wunderbarer Tag.
Leider wurde die positive Stimmung am Sonntag ziemlich schnell vergrault, denn scheinbar reichte es nicht, dass es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, nein es wollte auch einfach nicht aufhören. Die kurzen Regenpausen konnten genutzt werden, um vom einen Lager ins nächste zu springen, kurz das Dixi aufzusuchen oder auf schnellem Fuß den Markt für den morgendlichen Kaffee aufzusuchen. Durch das ungemütliche Klima kam keine richtige Feierlaune auf. Nur wenig Hartgesonnene Fans tanzten im Regen und feierten weiter. Auch die Wiesen und vor allem die Zufahrtswege für die Autos verwandelten sich in kürzester Zeit in Matsch und Schlamm. Einige Camper parkten ihre Autos auf den Besucherparkplatz um, solange die Zufahrtsstraßen noch mehr oder minder befahrbar waren. Bei Dauerregen und dem anstehenden Deutschlandspiel am Abend entschieden sich ab ca. 15/16 Uhr viele Besucher doch lieber die Zelte abzubauen und die Heimreise anzutreten. Eine fatale Entscheidung, denn an ein harmloses Herunterkommen von den Campsites war nicht zu denken. So wurden die feststeckenden Autos vom Trektor abgeschleppt und zur Straße gebracht. Je später es wurde, umso länger waren die Wartezeiten der feststeckenden Autos. Wer gegen 22/23 Uhr entschied noch nach Hause zu fahren, kam nicht vor 3 Uhr morgens von der Campsite. An ein Erreichen der Straße ohne Abschleppseil war gar nicht mehr zu denken. Die Zufahrtsstraßen glichen tiefen Matschschneisen, in die man zu Fuß knöcheltief versank und gern auch mal feststeckte. Alle Besucher mit Anhängern und Campingwagen hatten Glück, wenn der Trektor sie bis zur Straße gezogen bekam, denn die Abschleppseile waren für diese Zuglast nicht ausgelegt, so dass einige Abschleppseile einfach mal bei dem Abschleppvorgang rissen. Eine reine Katastrophe. Quasi ein Albtraum von Festivalbesuchern die mit dem Auto angereist waren.
Auch ich hatte beschlossen vorzeitig zu fahren und mein Zelt in einer Trockenpause eingepackt. Zum Glück, wie sich herausstellte, denn der Tag wurde nur noch regnerischer und es hörte kaum noch auf ungemütlich nass und kalt zu sein. Ich entschied mich jedoch rechtzeitig um, erst am nächsten Morgen zu fahren und erlitt daher nicht das Schicksal mich festzufahren. Stattdessen schaute ich mir die Show von Harpyie an, welche mich sehr positiv überraschte. Der Elan und die Power, welche die Band herüberbrachte steckte auch das Publikum an und lies eine wirklich tolle Stimmung aufkommen. Der Headliner hingegen konnte auf ein nicht ganz so großes Publikum zurückgreifen, denn das Deutschlandspiel wurde quasi von jedem dritten Besucher im Lager geschaut und ging dann auch noch in die Verlängerung. Trotz Regen wurde nach dem Deutschland Sieg noch kurz mächtig gefeiert, getrunken und gefeiert. Doch schnell kehrte eine Ruhe auf dem Campingplatz ein, welche nur vom dauerhaften Geräusch des Regens unterbrochen wurde.
Am Sonntag ab ca. 8 Uhr lies der Regen langsam nach, so dass auch ich mich zu den vereinzelten Menschen gesellte, welche sich die Straßenlage anschaute. Überall sah man feststeckende Autos, diverse Personen, die ihr Auto nicht einschätzen konnten oder einfach ohne nachzudenken losfuhren. Nachdem ich die Strecke mehrfach abgelaufen war, beschloss ich, die entstehenden Lücken durch die abgebauten Zelte zu nutzen, um von der Campsite zu kommen. Ein interessanter Slalomparkour, wodurch ich viele neue Personen kennen lernte, aber Stück für Stück meinem Ziel – der Straße – näherkam. Gegen 9:15 stand ich endlich auf dem Besucherparkplatz, ganz vorne und konnte mit etwas Anlauf den Schlammberg hoch auf die Straße schaffen. Es war endlich geschafft! Ohne Aufsetzen, ohne Festfahren und mein Auto war noch immer sehr schick ohne viel Schlamm. Endlich konnte der Heimweg nach dem anstrengenden, durchwachsenen Wochenende angetreten werden. Sehr schade, dass das Hörnerfest dieses Jahr so ein Pech mit dem Wetter hatte und das selbe Schicksal wie Wacken 2015 und Hurrican erleiden musste. Schade das aus dieser Notsituation auch noch Profit geschlagen wurde, denn das Abschleppen kostete 5€/Auto, was man erst erfuhr, nachdem man keinen anderen Ausweg mehr hatte. Das später auch eine Ausfahrt über die anderen, nichtmatschigen Wiesen möglich war, wurde viel zu spät bekannt gegeben.
Ein Festival mit höhen und Tiefen nahm so sein Ende. Dabei war das Lineup wirklich toll und auch der Mittelaltermarkt schien gewachsen zu sein, denn das Angebot war definitiv breiter gefächert. Zum ersten Mal seit langem war sogar ein Beerenweinstand vor Ort! Ungewohnt waren hier nur die Plastikflaschen, denn Glas-/Tonflaschen waren auf dem Hörnerfest komplett verboten.
Ich hoffe ihr hattet trotzdem ganz viel Spaß auf dem Festival, mir hat es trotz dem Wetter gut gefallen und bin schon gespannt auf das nächste Jahr.
~Dely