Voller Vorfreude durchquerten am 14. Dezember über 3000 Fans die Tore zum Walhalla Festival in Neumünster, um beim letzten großen Festival im Norden nochmal ordentlich zu feiern. Nachdem man die Vorhalle mit einem Festivalbändchen an der Hand betrat, konnte man recht schnell die Jacke abgeben, sich ein Getränk holen oder an den verschiedenen Ständen noch das ein oder andere Mitbringsel ergattern. Und die Stände hatten ein abwechslungsreiches Sortiment – von Trinkhörnern, Schmuck, Wolle, Kleidung, Brettspielen, extravaganten Alkohol in Flaschen zum Mitnehmen sowie Haarschmuck gab es hier so einiges. Natürlich gab es auch zu jeder Band die ganze Zeit einen Merchandise Stand, wo für jeden etwas dabei war. Bei Haggefugg gab es sogar zu jedem vor Ort gekauften Album eine individuelle Zaubermöhre dazu.
Bis auf ein paar Essensstände, befanden sich dieses Jahr fast alle Stände in der Halle, was bei dem Wetter optimal war, denn in Norddeutschland weiß man nie, ob es regnet, schneit oder doch nochmal die Sonne im Dezember scheint. Wenn man also eine Bratwurst oder einen Baumstriezel genießen wollte, musste man kurz an die frische Luft gehen. Den Burger mit Pommes oder den Döner gab es in der Halle, ebenso wie die zahlreichen Getränke: Ob Met, Bier, kleiner Feigling oder Cocktails – hier war für jeden etwas dabei. Selbst für die Fahrer gab es ein paar alkoholfreie Alternativen und natürlich Softdrinks.
Um 15:30 war die Haupthalle schon gut gefüllt, und eine große Menge bewegte sich zu den größtenteils Coversongs von Mandowar. Wer bei dem Namen an reines Metal denkt, liegt jedoch falsch, die Band spielte eine Bandbreite von verschiedenen Stücken, von Mittelalter Songs zu klassischem Metal und Rock. Bei bekannten Songs von Iron Maiden, Rammstein, Queen und System of a Down sang ein Großteil der Menge mit und es kam eine super familiäre Stimmung auf.
Da es nach jeder Band eine Umbaupause von 30 Minuten gab, konnte man sich immer gut mit neuen Getränken und Speisen versorgen, ohne lange anstehen zu müssen. Denn neben den Ständen in der Vorhalle gab es in der Haupthalle ein großes Metschiff sowie diverse Getränkestände an beiden Seiten der Halle. In der weiteren freien Zeit konnte man sich bei einem Rodeo unter Beweis stellen oder sich ein neues Kunstwerk tätowieren lassen.
Die zweite Band des Abends war Haggefugg, welche mit viel Elan und Dudelsäcken ihre mittelalterlichen Songs zum Besten gaben und so die Menge zum Toben brachte. Darüber Hinaus wurde die heiße Atmosphäre noch von Flamern auf der Bühne unterstützt. Es ging die komplette Stunde heiß her und nach einer kurzen Pause zum Abkühlen wurde es dann bei All for Metal direkt weiter. Durchtrainierte nackte Männeroberkörper mit tiefen Stimmen sorgten für einige Aufmerksamkeit. Doch auch die Männerwelt bekam durch die sexy Tänzerinnen was zum Gucken. All for Metal erzählte nicht nur eine nordische Geschichte durch ihre Performance und Songs auf der Bühne, sondern sorgte auch für etwas Geschichtskunde, indem sie z.B. erklärte, was Jolmir bedeutet. Unter tosendem Applaus verließ die Band die Bühne und hinterließ Battle Beast ein aufgeheiztes Publikum.
Battle Beast rundete das Programm mit ihren Metalsongs ab, denn danach würde es ruhiger werden. Somit wurde es hier nochmal richtig laut und die Sängerin gab ihre Stimme zum Besten. Ich persönlich fand ihr Outfit auch spitze, abwechslungsreich und passend zum Auftritt in Walhalla. Zudem kündigten Sie an, dass sie nächstes Jahr auch Deutschland in ihrer Tour einplanen und das zum Anfang, seid also gespannt.
Um 21:45 Uhr trat Schandmaul auf die Bühne, eine Band, die meinen höchsten Respekt verdient, da der Sänger Thomas Lindner bekannterweise nicht mehr selbst singt, trotzdem auf der Bühne als Teil der Band weiterhin dabei ist und diverse Instrumente spielt. Dieses Mal hatte er sogar zwei Vertreter für den Gesang dabei, was den Songs einen besonderen Ausdruck verlieh. Bis auf einen kurzen technischen Aussetzer lieferten sie wie gewohnt eine solide Show ab und spielten sowohl neue als auch ältere Songs. Ein gelungener Saisonabschluss hier in Walhalla. Einzig störend empfand ich einige Nordmänner, die unbedingt vorne pogen wollten und zu den Balladen andere Fans belästigten und fast Streitereien anfingen. Schade, dass die Band am Ende sogar von sich aus eine Kuschelversion der Wall of Death stattfinden ließ, denn dadurch kamen diese streitfreudigen betrunkenen doch noch auf den Genuss vorne die anderen Fans zur Seite zu schubsen und die Stimmung für andere Fans zu vermiesen. Diese Kuschelversionen funktionieren in solch einer Atmosphäre leider nie. Insgesamt war es mir wieder eine Freude, Schandmaul live zu erleben und ich hoffe, dass Thomas irgendwann wieder den ein oder anderen Song singen kann.
Nach der Pause war die Sicht auf die Bühne mit einem riesigen Banner versperrt, der Name Versengold stand in großen goldenen Buchstaben darauf und Nebel kam dahinter hervor. Dass die Band sich dahinter bereit machte, konnte man nur ganz am Rande sehen, wenn man dahinter luscherte. Mit neuen Songs wie Glanz und Gloria startete die Band ihren Auftritt und dann sah man eine der Überraschungen, denn Flo war nicht dabei. Er gönnt sich eine Auszeit, da er nun erstmal für seine Familie als frischer Vater eingespannt sein wird.
Dafür stand Maline als weibliche Unterstützung auf der Bühne und zeigte uns ihre Fidelkünste. Als letztes Konzert im Jahre 2024 überraschte Versengold zudem mit sehr unterschiedlichen Songs. Viele der performten Songs wichen stark von den ursprünglichen Sounds von Versengold ab, da diese u.a. durch Wetten mit anderen Bands entstanden sind. Gewöhnungsbedürftig und für mich leider eher eine Verschlimmerung, andere Fans liebten auch die neuen Songs und konnten diese mitsingen. Bei diesen andersartigen Stücken ergab sich zudem die Chance, den Sänger von All for Metal mit auf die Bühne zu holen, denn seine Stimme verlieh dem Ganzen noch mehr metallische Einflüsse.
Gegen 1 Uhr wurde das Finale von Versengold abgeschlossen und die Tore von Walhalla öffneten sich in die andere Richtung, um allen die Rückreise zu ermöglichen. Voller Emotionen, ausgepowert und erfreut verließ auch ich die Holstenhallen in Neumünster und fuhr nach der letzten Musikveranstaltung des Jahres zurück nach Hamburg. Kaum zu Hause, konnte ich auch schon mit Freude feststellen, dass das Datum für das Walhalla Festival 2025 feststeht. Markiert euch also schonmal den 13.12.2025 im Kalender und wartet mit mir gespannt das Lineup ab.
Wir sehen uns im neuen Jahr!
~Dely