Es ist kein St. PatricksDay, dennoch wurde es am Freitag irish in Hamburg, als um 18 Uhr die Türen der Grossenfreiheit 36 geöffnet wurden, um den Fans von Fiddlers Green Einlass zu gewähren. Die Frühkommer konnten sich natürlich direkt einen Platz vor der Bühne sichern, mussten sich jedoch noch gedulden, da die Vorband The Moorings das Konzert eröffneten, um den Besuchern dann bis 23 Uhr ordentlich einzuheizen.
Dieses Mal konnte ich kein Feeling von den anstehenden Fans erhalten, da ich bereits um 17 Uhr im Backstage der Band saß, um für euch noch ein Interview zu führen. Dafür war es faszinierend zu sehen, wie schnell sich der Saal füllte und wie gut der Einlass mit der Garderobe klappte. Pünktlich zum Beginn von The Morrings gab es keine Garderobenschlange mehr und die Besucher haben sich ihre Plätze gesucht, auch das ein oder andere Getränk wurde bereits genossen. Dann begann die französische Band auch schon mit dem ersten Song der eine geballte Ladung aus einem Mix von celtic folk und alternativen rock bot. Seit 2011 spielen sie ein traditionelles Repertoire aus dem angelsächsischen und haben sich Bands aus dem Genre zu Vorbildern gemacht wie beispielsweise The Dubliners, The Pogues und The Dropkick Murphys. Auch an diesem Abend spielten sie mit ihren Songs auf Englisch, Französisch und sogar Deutsch auf und konnten die Menge mitreißen. Eine Band die wohl gerade in Deutschland noch nicht sonderlich bekannt war und nun wohl durchaus in Erinnerung einiger Besucher bleiben wird.
Nach einer kurzen Umbaupause, die einige für einen Getränkenachschub nutzen, ging es auch schon weiter mit der ersehnten Band: Fiddlers Green. Der Auftakt der HeydayTour wurde mit The Freak of Eniskillen eingeleitet und direkt darauf folgte Slàinte, wodurch sich die Fans direkt animiert fühlten, den ersten Moshpit zu eröffnen. Doch damit war der Spannungsbogen erst am Anfang, denn mit A Night in Dublin und Farewell explodierte die Stimmung nochmal richtig und auch aus den hinteren Reihen machten sich die Fans auf den Weg in den begehrten Moshpit. Beim Song von Bottoms up erhielt der Mospit eine kurze Pause, und es wurde selbstverständlich im Takt gehüpft und die Hände mit in die Höhe gerissen. Ein wahrlich tolles Bild, wenn sich die ganze Menge im Takt bewegt, was wohl vor allem die Band bestätigen könnte. Natürlich währte die Pause wie gewohnt bei Fiddlers Green nicht sonderlich lange, so powerten sich die Fans bei Limerick style weiter im Moshpit aus und ließen zu Beginn jeder Runde einen Rollstuhlfahrer in den Pit. Mit geballter Power, textsicheren Fans und einer grandiosen Stimmung ging es die nächsten Minuten weiter mit no Anthem, Born to be a Rover, Pat murphy und Raise your arms. Bei letzterem wurden die Arme in die Luft gehoben und hunderte Fans sagen im Takt mit, so dass man sich wie in einem geborgenen Meer sicher und warm fühlte. Auch das kurze musikalische Solo und der herzerwärmenden Song Together as one trugen zur Vertiefung dieses Gefühls bei und fremde wurden zu bekannten und die Stimmung glich einer großen Feier mit Gleichgesinnten.
Neben den ganzen neuen Songs sorgten Fiddlers aber natürlich auch dafür, dass ältere bekannte Songs nicht in Vergessenheit geraten und räumten für John Kanaka und take me back einen Platz in ihrem Programm ein. Dieses Mal leider ohne eine Becher-Performance, das wäre wohl auch wegen Platzmangel auf der Bühne nicht so gut gegangen. Doch auch ohne Show-Performance brach die Stimmung bei den Fans nicht ab, im Gegenteil zu One fine day und Down stand wohl kein Fuß mehr still und auch die letzten Moshpitbegeisterten wagten den Weg nach vorne um zu feiern. Trotz gerangel, gemoshe und geschubse ging es im Moshpit sehr friedlich einher. Sowohl Männer als auch Frauen konnten sich hier auslassen, wenn jemand hin fiel wurde der Person aufgeholfen und es gab keinerlei große Verletzungen. Neben den bekannten Moshpits und Circlepits gibt es aber auch noch eine dritte Variante, die bisher weniger verbreitet ist: die Wall of Folk, welche Fiddlers Green stets einfordern. So auch auf dem Konzert in Hamburg zu ihrem Song Rocky road to dublin. Hierbei gibt es in der Mitte eine große „road“, wo keiner stehen soll und beim Aussetzen des Gesangs sollen die Fans die „Straße“ von rechts nach links und die andere Hälfte von links nach rechts überqueren, ohne sich dabei großartig zu schubsen. Im besten Falle, gehen alle einfach aneinander vorbei. So die Theorie….
Vor allem in der Grossenfreiheit36 in Hamburg funktioniere dies nicht sonderlich gut, da viele Fans in der Mitte einen Moshpit eröffneten anstatt die Straße zu überqueren und Fiddlers Green war daher kurz davor die Wall of Folk abzubrechen. Besser funktionierte das Zuhören und mitmachen zum Ende des Songs, wo die Band die Zuschauer selbstverständlich aufforderte, ihre T-Shirts auszuziehen und über den Köpfen damit zu wirbeln. Dies sorgte für kleinen Wirbelwinden in der Menge und ab dem nächsten Tag für viel Muskelkater bei einigen Zuschauern! Am Ende des Songs blieb ein Shirt auf der Bühne über, welches einer gewissen Eva gehörte. Nach einem kurzen Ausruf fand sich Eva auf der Bühne ein, nahm ihr Shirt entgegen und beschloss, für den nächsten Song auf der Bühne zu bleiben. Ob dies eine gute Idee war… Denn es folgte Yindy, ein Stück, welches seit 2015 bekannt ist und bei Spotify unter den Top 3 der beliebtesten Lieder steht. Die Menge kannte den größten Teil des Songs auswendig, tanzte mit Hüftbewegungen und hüpfte im Takt, dies konnte man von Eva leider nicht behaupten. Es sah sogar so aus, als hätte sie den Song vorher noch nie gehört oder war einfach nicht in der Lage sich im Takt zu bewegen, schade.
Ohne einer Eva auf der Bühne aber mit lautem Stimmen aus dem Publikum ging es dann mit Victor and His Demons weiter und zu Old dun cow wurde dann weiter gemoshed und beim Refrain nochmal lauthals mitgesungen. Es ist wirklich faszinierend wie das Durchhaltevermögen der feiernden Hamburger ist. Irgendwie merkte man an verschwitzten Körpern, roten Köpfen und Menschen außer Atem, wie kaputt sie sind und dennoch gaben sie nicht auf und feierten mit einer geballten Energie und Power. Das letzte Stück des Abends sollte Cheer up werden und da man es von Fiddlers Green gewöhnt ist, dass sie zu diesem Stück einige Frauen auf der Bühne mittanzen lassen, musste die Security auch dieses Mal ihr Bestes geben und einige Frauen von den verschiedensten Richtungen einen Weg zur Bühne zu schaffen. Auch die Rollstuhlfahrerin wurde mit auf die Bühne gehoben.
Da dies für mich das erste Fiddlers Green Konzert in einer Konzerthalle war, lies ich mir die Chance auch nicht entgehen und wagte es mit zwei Freundinnen auf die Bühne. Das Beste am Tanzen auf der Bühne war tatsächlich, dass die Luft dort bedeutend besser war und es aufgrund der kühlenden Ventilatoren selbst tanzend sehr aushaltbar war. Vielleicht hat mich der ein oder andere von euch ja sogar gesehen, wer weiß. Es war zumindest ein Erlebnis wert und ich muss sagen, das Konzert war ein Fest.
Nach diesem Auftritt gingen Fiddlers Green erstmals von der Bühne, kamen aber nach einigen Minuten zurück, um natürlich den wartenden Fans noch drei Songs als Zugabe zu präsentieren. Dies kostete die Meute vor der Bühne nochmal richtig Kraft und sie gaben alles. Mit Leaving of liverpool, Folk’s not dead und Blarney roses beendet sie gegen 23:00 Uhr dann aber tatsächlich ihren Auftritt. Die Stimmung war von Anfang bis Ende mitreißend und nur wer live dabei war, kann nachvollziehen, wieso die Fiddlers Green Konzerte so gefeiert werden. Ohne viel Schnickschnack und Showelemente sind sie real, bleiben sich selbst treu und geben eine fantastische irish folk Musik zum Besten. Wer nicht bis zu den ersten open air Festivals warten möchte, um Fiddlers Green zu erleben, der sollte sich den Tourplan einmal anschauen und ein Ticket erwerben. Es lohnt sich!
~ Dely
P.S. Das Interview folgt schon bald.
Zum Vorbericht des Konzertes
Zu den Websites der Bands:
Fiddler’s Green
The Morrings