Yledia in Bückeburg – Teil 1

20150712_204555Die Sachen sind gepackt, die Gewandung zusammengesucht und alles in einer Kiste verstaut, damit es bloß keiner heraus bekommt… denn heute mache ich mich mal wieder heimlich auf zu meinem Söldnerlager Rhodebrandt. Ich bin durchaus froh, dass ich nun eine zu Baukau bin und eine feste Familie gefunden habe, wo ich das Lesen und Reiten lernen darf und die ganzen Schicklichkeiten. Auch meine Schwester Tamara habe ich sehr ins Herz geschlossen, solch eine Familie findet man nicht so schnell wieder, doch trotzdem zieht es mich immer wieder hinaus in die Freiheit, die Ungezwungenheit, ohne Regeln ohne Vorschriften einfach in den Tag hinein zu leben. Gleich kommt der Kutscher und bringt heimlich meine Kiste hinaus, so dass ich durchs Feld laufen und mich in die Kutsche hineinschleichen kann ohne dass mich jemand aufhält. Der Herzog ist auf der Jagd und die Herzogin ist gerade mit dem Nachwuchs beschäftigt. Es sollte also nicht auffallen, wenn ich für ein paar Tage nicht aus dem Zimmer komme.

Die Sonne glitzert zwischen den Ästen und strahlt mir warm ins Gesicht, die Vögel begleiten und zwitschernd auf der Fahrt und wenn ich den Kopf hinaus strecke fühle ich den frischen Wind, der durch mein Haar weht. Freiheit, ich komme! Die Räder der Kutsche drehen so schnell, dass man Sie kaum noch sehen kann und die Pferde laufen im Galopp, nur wenige Stunden und ich bin im schönen Bückeburg angekommen, wo ich die nächsten drei Tage genießen kann. Hach wie ich Sie alle vermisse. Nur noch ein Stück durch den Wald, dann den langen Feldweg entlang und ja, da hinten sieht man die Lichtung schon!

Noch bevor der Kutscher anhalten kann sprang ich aus dem Wagen, rannte die Lichtung entlang und warf mich in das grüne Gras, streckte die Arme aus und schaute in den Himmel. Die kleinen Wölkchen an Himmel sahen aus wie Tiere: Drachen, Giraffen, Vögel und Hunde… Wo wir gerade bei Hunden sind, ich muss Pluto besuchen und Loki kommt morgen auch noch, juhu! Ich bat den Kutscher mir mit meiner Kiste zu folgen und er schien sichtlich Spaß daran zu haben die schwere Kiste hinter mir her zu tragen. Naja vielleicht war Sie ihm auch gar nicht so schwer, wenn ich bedenke welche Gewandungen und Gepäckstücke er sonst immer für die Herzogsfamilie zu tragen hat.

Endlich im Lager angekommen gab es eine Begrüßungskuschelrunde. Jeder wurde geradezu von mir angesprungen, umkuschelt und gedrückt. Es war schon wirklich schwer jemanden los zu lassen, um den nächsten zu begrüßen. Wieso kann man auch nicht alle gleichzeitig in den Arm nehmen? Naja, zumindest durfte ich mich hier benehmen wie ich wollte und musste nicht knixen und auf mein Kleid aufpassen… hihihi wie die Baronin gucken würde, wenn Sie sehen würde wie schmutzig meine Kleider jetzt schon waren. Und es schickt sich ja nicht für eine Edeldame sein eigenes Zelt aufzubauen. Ich schaff das schon, bin ja schon groß, dachte ich mir. Mhh okay diese Stange muss mit der dort verbunden werden und dann… mist irgendwas passte natürlich nicht so wie ich es erwartet hatte. Doch zum Glück eilten die starken Herren heran und halfen mir zugleich. Ein wenig Brutalität ein bisschen Ziehen und Drücken und die Stangen passten zusammen. Dann 20160708_210313kam er kurze Kampf mit dem Zelt, welches nicht so recht über die Stangen passte, doch mit ein wenig Fantasie konnte man ein Zelt erkennen. Mein Zuhause für die nächsten drei Tage, das ist schon ok. Ich war glücklich richtete meinen Platz gemütlich ein und überdeckte alles mit meiner neuen braunen Felldecke. Zum ersten Mal wird sie auf einem Markt richtig zum Einsatz kommen und ich freue mich schon jetzt, wenn ich mich am Abend darunter kuscheln darf.

Doch nun ging es erstmal eine Runde durch den Wald, wo die Äste unter meinen nackten Füßen knackten, ich mit den Zehen im Matsch spielen konnte und die Vögel mich mit ihrem Gesang begleiteten. Viele Händler hatten ihre Stände schon aufgebaut und auch einige andere bekannte Herrlager traf ich an. Meine Augen konnten nicht mehr aufhören zu strahlen, so wunderschön fand ich es hier! Doch langsam wurde es dunkel, also trat ich den Weg zurück ins Lager an und setzte mich zu meinen Besten ans Lagerfeuer, trank ein gemütliches Schlückchen, wärmte mich auf, genoss die Zuneigung und Krauleinheiten und horchte den Geschichten und Plaudereien von Hagen und den Anderen. So schön die Stimmung auch war, so langsam konnte ich meine Augen nicht mehr aufhalten. Also schloss ich mich der Gruppe Weiber an, welche noch kurz austraten bevor auch Sie sich in ihr Zelt zurückzogen. Die erste Nacht ohne Bett, ohne Zofe ohne Fenster um die Sterne zu beobachten, dafür die erste Nacht mit meiner geliebten Felldecke im Zelt, mit den Geräuschen des Waldes, dem wehenden Wind und der ruhe ohne Soldaten oder den Schritten der Wachen auf den Fluren. Mit diesen Gedanken schlief ich ein und erwachte erst wieder am nächsten Morgen gegen 8 Uhr, als die ersten Sonnenstrahlen die Vögel weckten.

[…]

~Yledia

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