Dely: Einblicke – Erfahrungen – Verständnis

Dez 2016: Stück für Stück versuche ich der Welt oder zumindest den sich darin befindenden Bekannten und Freunden von mir zu erklären, wer ich bin, wieso ich bin wie ich bin und so mit meiner Krankheit besser umzugehen und mir wohl Tatsachen selbst vor Augen zu halten. Ich denke viel nach, analysiere und mache mir Gedanken, die dann häufig zu sich abwärts kreisenden Spiralen führen. Und dann ist es ganz einfach sich selber herunter zu ziehen. Häufig schaffe ich es, mich rechtzeitig aus diesen Spiralen selber heraus zu holen, doch dies gelingt nicht immer.

Sicherlich kennt es fast jeder, dass man Situationen nicht versteht, darüber nachdenkt und verschiedene Verhaltensweisen an den Tag legt. Das tue ich auch, nur bin ich bei Entscheidungen radikaler und viel sensibler was die Wirkung von Menschen angeht. Schon immer war ich ein sehr emotionaler Mensch, man sagt zwar das Waagen sehr ausgeglichen sind, doch das traf auf meinen Charakter noch nie zu. Nun weiß ich endlich woher das kommt und das es Möglichkeiten gibt mit dieser Charaktereigenschaft umzugehen und sie zu akzeptieren anstatt sie dauerhaft verändern zu wollen, sich selbst darüber aufzuregen und sie als störend zu empfinden. Ich bin sehr sensibel und emotional, neige daher schnell zur Überreaktion und radikalen Rundumschlägen. Dies ist im negativen als auch im Positiven gemeint.

Ich kann mich über Kleinigkeiten sehr schnell aufregen, in Aussagen viel Gewicht hineinlegen und sie extrem negativ interpretieren. Ein „Das hätte ich aber anders gemacht“ Wird von mir also gleich negativ als Kritik angesehen wie ein „So wie du das machst ist das scheisse“ und bei 2-3 solcher Sätze bin ich großartig darin mir diese negative Interpretation einzureden, bis ich es glaube, es anders mache oder die Aufgabe komplett sein lasse. Ein Nachfragen, wie Dinge gemeint waren, lerne ich gerade erst. Es ist viel einfacher für mich, Dinge zu analysieren und zu interpretieren. Simple Aussagen bekommen dann extremes Gewicht und eine extrem negative oder positive Wertung. Ich komme mir wie ein Außenseiter vor, wenn mir jemand erzählt, wozu man sich verabredet, mit Freunden was unternimmt etc. mich aber nicht einlädt oder fragt ob ich auch Interesse daran habe. Ich denke dann oft, die Personen möchten mich nicht dabeihaben und halten es mir aber dann auch gern vor Augen. Warum ich dann nicht einfach frage, ob ich mitkann? Weil ich Angst habe bestätigt zu werden, dass man mich wirklich nicht dabei haben möchte…. Oder das ich dann aus Mitleid oder Gewissensbissen eingeladen werde aber nicht, weil die Person es wirklich möchte.

Doch wieso kann ich diese Menschen dann nicht ignorieren? Mich weniger mit Ihnen treffen und abgeben? Vielleicht weil ich die Bestätigung suche, dass ich schlecht bin, es nicht wert bin da zu sein. Weil ich Menschen brauche die mir zeigen „Siehste, du bist es nicht wert“, „Die Menschen mögen dich nicht“. Total absurd und dumm… aber ich laufe immer wieder zu den Menschen, die mir definitiv nicht gut tun und dafür sorgen, dass ich im negativem Gedankenstrudel bleibe. Dieses Gefühl, schlecht zu sein, nichts zu können, sich klein machen zu müssen.. ist mittlerweile ein Gefühl welches ich suche und immer wieder finde, worin ich mich wohl fühle, weil ich damit in meinen falschen Gedanken bestätigt werde und so zufrieden bin…

Und was ist mit den Menschen die dich mögen, dich gut behandeln und dich gern haben, fragt ihr euch? Ganz einfach… die widersprechen meinem Bild von mir selber, können ja nicht recht haben, also werden diese Personen mich wohl anlügen… Je positiver ein Mensch von mir denkt und mit mir umgeht, desto mehr Zeit verbringe ich mit den Personen, erzähle ihnen meine negativen Seiten und suche und fordere es heraus, dass die Person etwas Schlechtes über mich sagt. Denn dann fühle ich mich wieder bestätigt, ja ich hatte recht, die Person hat mich die ganze Zeit angelogen, mag mich eigentlich nicht. Ich wurde nur verarscht und war es nie wert mit der Person befreundet zu sein oder sich gut zu verstehen…

Ich kann dies reflektieren und sehen, doch ich bin noch nicht in der Lage daran etwas zu ändern… Und ja ich kann verstehen, dass Menschen, die mich mögen, mich positiv kennen lernen und gegen meine selbsthasserischen Mauern laufen irgendwann kein Interesse mehr daran haben. Im Inneren weiss ich, dass ich ein toller Mensch bin, eine super gute Freundin und bekomme immer wieder dieses Feedback von meinen Freunden. Ich bin froh dass es diese gibt. Doch akzeptieren und verstehen kann ich es nicht. Und ich kann unlogisches Verhalten nicht verstehen. Für mich ist es in der Theorie ganz einfach: Wenn ich etwas nicht mag, dann mache ich es nicht. Doch dies umzusetzen, fällt mir sehr schwer. Und wenn Freunde mir sagen, es geht ihnen nicht gut oder sie mögen nicht allein sein etc…sie aber von mir keine Hilfe möchten und sich meiner Ansicht nach widersprechen, denke ich wieder, dass ich daran schuld bin. „Die Person möchte keine Hilfe von mir“, „Ich bin es nicht wert dort zu sein“, „Ich bin nicht gut genug“ dadurch ziehe ich mich wieder runter, fühle mich bestätigt und fange an die Menschen, für die ich vor 5 Minuten durchs Feuer gegangen wäre, zu hassen. Zu denken dass alles nur erlogen war, dass ich schon wieder dumm auf jemanden herein gefallen bin… „Es doch klar war das die Person mich irgendwann abschießt, warum sollte man auch mit mir befreundet sein“. Ich hasse diese Gedanken, diese Gefühle, doch sie sind immer wieder da, benebeln mich und ich kann nicht klar Denken oder Handeln.

Natürlich verletze ich Menschen damit…und es trifft genau die Menschen, die mir gut tun, die mich mögen, denen ich etwas bedeute… ich vertraue ihnen nicht. Mache ihnen schnell vorwürfe, schiebe sie von mir weg. Aus Selbstschutz und als Schutz vor mir. Ich weiss dass ich Menschen, die mir nahe stehen besser verletzen kann und dadurch mich selber verletze. Ich habe mich sehr lange damit bestraft, mir meine Freunde zu nehmen, mich nicht mit Menschen zu treffen die mich mögen und mir gut tun und allein zu sein, da ich der Ansicht bin, ich habe es nicht verdient mit ihnen befreundet zu sein. Ich hätte es nicht verdient Freunde zu haben oder glücklich zu sein. Mittlerweile weiss ich, dass ich ein toller Mensch bin, der dies verdient hat, doch das Umsetzen fällt mir schwer. Ich bin froh, dass meine Besten mich zwischendurch wachrütteln, den Kampf gegen meinen Kopf und meine Gedanken nicht aufgeben und versuchen damit umzugehen.

Doch kann ich es erwarten, dass Menschen diesen Kampf eingehen? Ist es nicht besser, keine neuen guten Freundschaften zu gründen, damit Sie diesen Kampf nicht führen müssen? Sie vor meiner stark ausgeprägten emotionalen Art zu schützen? Habe ich das Recht dazu? Irgendwie fühle ich mich wohler damit, die Menschen nicht zu nah an mich und mein Leben zu lassen, da ich ihnen dann nicht so arg vor den Kopf stoßen kann und sie meine negativen Emotionen nicht mitkriegen müssen. Kleinigkeiten ziehen mich oft so schnell runter, machen mich enorm traurig und verletzen mich und ich weiss nicht mal wieso…. Aber haben diese Menschen nicht auch das Recht, selber zu entscheiden was sie möchten? Und meine stark positiven Emotionen mit zu bekommen? Ich freue mich so sehr über einen Gästelisteplatz oder wenn mich jemand fragt, ob wir etwas zusammen machen können.. Über eine Nachricht aus heiterem Himmel, das man mich gern hat und an mich denkt.. dass ich Stundenlang strahle und lächelnd durch die Gegend renne…

Ja ich bin extrem bei jeglicher Ausprägung meiner Emotionen… Es ist wohl nicht einfach mit mir, aber es scheint sich zu lohnen, sonst würden meine Besten Freunde nicht seit Jahren an meiner Seite stehen, mir Mut machen, mir sagen wie gern sie mich haben und immer wieder darum kämpfen, mit mir befreundet sein zu können….Ich hoffe dass ich das irgendwann von selbst erkenne und nicht alle Menschen versuche von mir zu stoßen, die mir etwas Gutes möchten.. nur weil ich zu skeptisch bin und emotional nicht weiss wie ich mich verhalten soll…

~Dely

Dieser Beitrag wurde unter Interessantes veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.